Keine Identifikationsfigur!

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takabayashi Avatar

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Man könnte sagen, Falcó, der Spion in Zeiten des spanischen Bürgerkriegs ist zu cool – oder aber nicht cool genug. Zuerst fand ich ihn ganz interessant, so eine Art Humphry Bogart-Typ, nur, dass der sich dann doch immer noch als Schlawiner mit einem goldenen Herzen erweist, der am Ende das „Richtige“ tut. Das ist bei Falcó nur ansatzweise der Fall.
Er arbeitet für die Faschisten, für Franco, aber nicht etwa aus politischer Überzeugung, sondern weil es ihn zufällig auf diesen Weg verschlagen hat, er gut darin ist und darüber hinaus das Abenteuer und den Nervenkitzel liebt. Außerdem ist er ein Mann mit Geschmack und Stil, ein eleganter Lebemann und beziehungsunfähiger Frauenheld - ein Sympathieträger ist er nicht. Dazu ist er zu skrupellos, zu brutal und zu „Macho“. Warum er so ist, wie er ist, das erfährt man leider nicht und deshalb kann man ihn auch nicht verstehen.
Ein Anführer der Falangisten soll in Alicante aus kommunistischer Haft befreit werden und Falcó wird dorthin geschickt, um die Aktion zu koordinieren. Schon die Reise dorthin durch die feindlich besetzte Zone ist gefährlich und abenteuerlich. In Alicante trifft er dann seine Mitstreiter: ein idealistisches Geschwisterpaar und die mysteriöse Eva Rengel. Sie bereiten den Anschlag vor und dabei kommen Falcó und Eva sich näher. Doch dann kommt alles ganz anders als geplant und Falco erkennt, dass er nur als Marionette in diesem Spiel von Verrat und Gegenverrat gedient hat. Seine Menschenkenntnis hat ihn im Stich gelassen, er hat sich getäuscht, vor allem auch in Eva.
Der Roman hat alles, was ein solider Agententhriller braucht, zündet aber trotzdem nicht so richtig. Das mag an der mangelnden Charakterisierung der Figuren - vor allem der Hauptfigur - liegen, wir wissen zwar viel über seinen Stil, aber nur wenig über seine Persönlichkeit. Und im Vergleich zu z.B. James Bond oder den Figuren aus den Krimis von Lawrence Block fehlt bei der Beschreibung der augenzwinkernde Humor, der einen dazu bringt, den Helden ihre Fehler schmunzelnd zu vergeben.