Eine direkte und ehrliche Selbstanalyse: Der Preis der Treue

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yellowdog Avatar

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Der Preis der Treue ist der Debütroman einer jungen französischen Autorin.
Diane Brasseur schreibt jedoch nicht wie eine Anfängerin. Sie weiß geschickt Erzähltechniken einzusetzen.

Wie schon auf der Buchrückseite steht, ist das Thema Dreiecksbeziehung abgedroschen.
Deswegen muss Stil und Erzählstruktur überzeugen und das ist tatsächlich der Fall, da es so konsequent gestaltet ist

Vielleicht ist es die geschulte Filmarbeit, die die Autorin befähigt, kein Wort zu viel und keins zu wenig zu verwenden. Von der ökonomischen Erzählweise profitiert der Roman.

Durch die subjektive Erzählperspektive gelingt es doch, die Charaktere der wichtigsten Figuren genau zu zeichnen, besonders den von Alexis.
Da der gesamte Text ist eine lange Innenansicht nur über das Thema des Betrugs in allen Aspekten und sehr direkt.
Interessant dabei fand ich die Gedankenspiele und Vorstellungen des Mannes zu verschiedenen Situationen. Er stellt sich zum Beispiel vor, seine Tochter würde seine Geliebte kennen lernen oder seine Tochter hätte selbst eine Affäre mit einem wesentlich älteren Mann. Der Erzähler durchdenkt dabei jedes Mal, wie er sich dann fühlen würde.
Da es Selbstgespräche sind, die er führt, braucht er nicht zurückhalten und er ist sich sehr bewusst, was er tut.
Das zu verdeutlichen, dazu taugt gute Literatur

Aber es bleibt die inhaltliche Begrenzung. Vielleicht ist das Buch deswegen so kurz.

Nicht unerwähnt bleiben soll das farblich und motivisch ansprechende, ungewöhnlich gezeichnete Buchcover, dass gut zum Roman passt. Genau so stellt sich der Leser die Geliebte des Erzählers vor. Mit dem Illustrator Francois Roca hat man also gleich neben einer neuen Autorin noch eine Entdeckung gemacht.