Eine unmögliche Entscheidung

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jenvo82 Avatar

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Dies ist ein Roman über ein oft besprochenes, aller Orten bekanntes und doch immer wieder interessantes Thema: den Ehebruch. Diesmal erzählt der Mann selbst, von seinen Wünschen, Hoffnungen, Sehnsüchten, von zwei Frauen die kaum etwas gemeinsam haben, weder das Alter noch die Bedeutung in seinem Leben und die er dennoch beide zu lieben meint. Er ist sich seines persönlichen Dilemmas bewusst, er weiß, dass er die eine niemals dauerhaft glücklich machen kann und für die andere nicht mehr das empfindet, was einst war. Dennoch hält er verzweifelt an beiden Beziehungen fest und scheint sogar darauf zu hoffen, dass entweder seine Frau oder seine Geliebte der Farce ein Ende setzen, sozusagen die Entscheidung treffen, die er nicht zu treffen bereit ist.

Durch die Seiten dieses Romandebüts gelingt man schnell und problemlos, prägnante Sätze, oft mit philosophischen Einflechtungen und generell kurze Kapitel bilden einen flüssigen Schreibstil. Die Geschichte wird als Monolog des Mannes geführt, der eines Tages im Arbeitszimmer seines Hauses ernsthaft über seine Affäre nachdenkt – wie sie begann, was er an ihr liebte, warum er sie einging, wie sie sich verändert hat und wieso sie jetzt nicht mehr unbeschwert funktioniert.

Der Roman lässt viel Platz für eigene Gedanken, führt den Leser tief in die Gedankenwelt des Ehebrechers hinein und hinterlässt eine gewisse Leere, die ich äußerst treffend für die Erzählung finde. ER (der Mann ohne Namen, dessen Gedanken wir teilen) wird keine Entscheidung treffen, zumindest keine endgültige. Doch er bemüht sich angestrengt die Sache „im Sande“ verlaufen zu lassen. Mir drängen sich hier gewisse Parallelen zu dem Lied „Gaby wartet im Park“ von Udo Jürgens auf …

Fazit: Ein stiller, handlungsarmer Roman, der sich intensiv mit dem Thema Ehebruch auseinandersetzt und das von einer ganz anderen Perspektive, als die meisten Bücher mit diesem Schwerpunkt. Ein Buch von dem man möglicherweise andere Erwartungen hat, welches jedoch sehr überzeugend und ehrlich geschrieben ist. Mir hat es richtig gut gefallen, weil es nah am Leben dran ist und niemanden an den Pranger stellt – vielmehr kommt es ohne persönliche Wertung aus.