Leider nicht überzeugend

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flipfloplady007 Avatar

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Ein 54-jähriger Anwalt aus Paris hat eine Frau und eine Tochter, die in Marseille leben. Die Wochenenden verbringt er bei seiner Familie in Marseille, doch unter der Woche lebt er in Paris. Dort hat er eine 31-jährige Geliebte namens Alix. Er verbringt viel Zeit mit Alix und lebt beinahe die gesamte Woche bei ihr, wenn er nicht am Wochenende in der Heimat ist. Nun ist es kurz vor Weihnachten und der Anwalt fährt mit seiner Tochter und seiner Frau nach New York. Seine Geliebte lässt er für diese Zeit in Paris zurück. Am Morgen des Abflugs sitzt er in seinem Arbeitszimmer und sinniert über sein Leben und seine Beziehungen. Will er sich zwischen den beiden Frauen entscheiden und wenn ja, wie?

Inhalt:
Der Inhalt des Buches hat mich leider überhaupt nicht überzeugt. Ich fand die Erzählung sehr wirr, da viele Zeitsprünge vorkommen und der Anwalt in seinen Gedanken immer wieder zwischen der Vergangenheit und der Zukunft wechselt und auch in der Vergangenheit springt er immer wieder an verschiedene Zeitpunkte. Es ist aus diesem Grund sehr schwer dem Buch zu folgen. Die gesamte Handlung des Buches findet eigentlich im Kopf des Anwalts statt. Es gibt aus diesem Grund gar keine richtige Handlung, in dem Sinne, dass im Jetzt etwas passiert, denn das gesamte Buch umfasst vielleicht eine Stunde oder zwei. Was ich ebenfalls etwas befremdlich finde, ist, dass der Leser nicht mal den Namen des Protagonisten erfährt, da dieser die gesamte Zeit über aus seiner Perspektive erzählt.

Schreibstil und Aufbau:
Das Buch besteht aus vielen kurzen Kapiteln, was ich beim Lesen sehr angenehm fand, da ich das Buch so relativ flexibel unterbrechen konnte, da ich ungern mitten in einem Kapitel aufhöre zu lesen. Ich fand es hier außerdem angenehm, da man zwischen den Kapiteln so die Chance bekommt das Gelesene „sacken“ zu lassen, da es teilweise wirklich schwer zu verstehen war. Durch die kurzen Kapitel und einen relativ großen Zeilenabstand hatte ich das Gefühl dass es im Buch ziemlich viele leere Seiten gibt. Das hat mich nicht gestört, ich finde es aber ungewöhnlich. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, ist aufgrund seiner Komplexität teilweise aber anstrengend zu lesen. Der Anwalt schildert seine Gedanken relativ poetisch, sodass sich das Buch nicht wie ein normaler Roman liest. Seine Wortwahl ist außerdem relativ gehoben, was ich aber irgendwie passend finde, da auch das Buch einen hohen Anspruch hat. Was ebenfalls direkt auffällt ist, dass das Buch die gesamte Zeit aus der Ich-Perspektive des Anwalts geschildert wird. Man erfährt so sehr viel über ihn und seine Gedanken im Bezug auf seine Familie und seine Geliebte. Informationen aus anderer Sicht erhält der Leser so jedoch überhaupt nicht.

Charaktere:
Da der Anwalt die gesamte Zeit aus seiner Sicht seine Erinnerungen wieder gibt, erfährt der Leser lediglich etwas über den Charakter des Anwalts. Die anderen Personen kommen in seinen Erzählungen zwar vor, man erfährt jedoch nichts über ihre Gefühle oder Gedanken, da der Anwalt darüber nur mutmaßen kann. Für mich als Leser bleiben diese Personen daher nur ein feiner Schatten, da ich sie kaum kennengelernt habe und außer einem Teil ihrer Biographie nichts von ihnen weiß.

Cover und Klappentext:
Das Cover des Buches hat bei mir auf den ersten Blick den Anschein erweckt, dass es sich bei diesem Buch um anspruchsvolle Lektüre handelt. In diesem Hinblick bin ich nicht enttäuscht worden. Insgesamt finde ich das Cover allerdings nicht sehr ansprechend. Ich denke, dass ich das Buch nicht in die Hand genommen hätte, wann ich es in der Auslage eines Buchhändlers gesehen hätte. Ich finde das Cover wirkt irgendwie altbacken, als wenn es eher in der Mitte des letzten Jahrhunderts gespielt hätte. Nach dem Lesen des Buches kann ich dies allerdings nicht bestätigen, da ich mich nicht erinnere irgendwo eine Zeitangabe gelesen zu haben. Den Klappentext finde ich leider auch nicht ganz gelungen, da für mich hieraus nicht klar hervorgeht, dass es sich bei dem Buch eigentlich nur um eine „gedankliche Handlung“ handelt. Ich hatte zwar damit gerechnet, dass es zwar schon um die Gedanken des Anwalts geht. Allerdings war ich nicht daraus gefasst, dass die gesamte Handlung eigentlich in der Vergangenheit spielt und es gar nicht darum geht, dass er sich nun zwischen seiner Frau und seiner Geliebten entscheidet.

Fazit:
Da mich das Buch leider nicht überzeugt hat, bekommt es von mir nur 2 Sterne. Ich hatte zwar ein anspruchsvolles Buch erwartet, hatte allerdings gedacht, dass es auch richtige Handlung gibt. Ich fand das Buch schwer zu lesen, da es viele Zeitsprünge gibt, die nicht direkt erkennbar sind. Ich kann das Buch demnach also nur Lesern empfehlen, die Lust haben sich auf das „Gedankenexperiment“ des Anwalts einzulassen und sich darüber im klaren sind, dass es hier keine Handlung im eigentlichen Sinne gibt.