Der Raub

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Julien Isherwood, Kunsthändler der sich auf Altmeister spezialisiert hat, hat leichte finanzielle Probleme mit seiner Galerie. Schon seit einiger Zeit bedrängt in der dicke, feiste und einfach unsympathische und skrupellose Kunsthändler Oliver Dimbleby, das Julien ihm seine Galerie verkauft. Aber dieser weigert sich standhaft. Bei einem erneuten Treffen in Juliens Lieblingskneipe engagiert ihn Oliver als Kunstberater für einen Engländer der in Italien lebt. Julien reist dorthin nur um festzustellen dass der Engländer eines gewaltsamen Todes starb. Daraufhin befindet er sich sehr schnell in der Hand von General Ferrari, dem Leiter Kunstdezernates der italienischen Gendarmerie. General Ferrari nimmt unverzüglich Kontakt zu Gabriel Allon auf, da dieser mit Julien befreundet ist, erhofft sich der Ermittler eine, wenn auch erzwungene, Zusammenarbeit mit dem jetzigen Restaurator und ehemaligen israelischen Geheimdienstoffizier und Berufskillers. Der Ermittler verlangt von Gabriel, das dieser ein längst verschollenes Meisterwerk Caravaggios wiederfindet, im Gegenzug würde er den Unglücksraben Julien wieder freilassen. Doch Gabriel ist nicht sehr erfreut das sich seine Lebensumstände ein weiteres Mal ändern, und das obwohl seine Frau schwanger ist und bald entbindet. Für seinen Freund würde er jedoch einiges riskieren.
Gabriel nimmt sich eine Auszeit von seinem aktuellen Projekt, der Restauration von Veroneses „Thronende Muttergottes und Kind mit Heiligen“ in der Kirche San Sebastiano in Venedig. Er besucht die Villa des ermordeten Engländers und muss kurze Zeit später feststellen, dass dieser im Besitz von Meisterwerken ist, die teilweise schon seit Jahrzehnten als verschollen gelten. Doch diese Werke waren nicht leicht zu finden, da sie übermalt wurden. Nur als Restaurator hat Gabriel einen Blick dafür. Doch für wen versteckte der Tote diese Gemälde?


Daniel Silva hat mit „Raub“ wieder einen absolut detaillierten Thriller über die Kunstwelt und deren Schattenseiten abgeliefert. Die Liebe zum Detail, hier ausgedrückt in der umfänglichen Beschreibung der Restauration alter Meisterwerke, die Herstellung einer Kopie des berühmten Malers van Goghs und das ereignisreiche Lebens des italienischen Künstlers Caravaggio. Hier merkt man dem Autor seine Hingabe sehr an. An sich vielleicht eher spröde anmutende Abschnitte erfüllt er mit Leben und Begeisterung. Diese ersten Seiten habe ich sehr gerne gelesen. Dann allerdings wird Silva politisch, denn er verwebt diesen Teil seines Thrillers mit den aktuellen Ereignissen im Nahen Osten. Hier ganz speziell mit Syrien und da kann ich mit der Meinung des Autors, so gerne ich ihn auch sonst lese, nicht mitgehen. Seine Beschreibung der Herrschaft Assads mag ich im speziellen gar nicht widersprechen. Doch der Konflikt der dort unten herrscht wird durch Silva nur im gängigen westlichen Medienstil präsentiert. Das ist mir zu Eindimensional. Der in der westlichen Welt als „arabischen Frühling“ bezeichnete Konflikt, zeigt tatsächlich einen Machtkampf zwischen vielen religiösen Haupt- und Untergruppen in den verschiedensten Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens auf. Es gibt dort keine friedliche Revolution, sondern einen blutigen und brutalen Krieg um die Vormachtstellung einer der vielen religiösen Gruppen. Dabei übertrumpfen sich alle scheinbar in ihren abscheulich ausgeführten Kampfhandlungen. Dies einem einzigen Diktator anzuhängen ist zu einfach und beschreibt nicht annähernd die Situation. Deswegen bin ich diesmal nicht ganz so überzeugt von Silvas neuem Thriller, zwischenzeitlich fand ich die eigentliche Handlung spielte nur eine banale und untergeordnete Rolle. Sie war für Silva anscheinend nicht das erste Ziel sondern eher sein politischer Standpunkt zum Konflikt. Ich wollte allerdings einen spannenden Thriller lesen und bin deshalb enttäuscht.