Schlangen, Schlangen nichts als Schlangen…. und Würmer

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bovary Avatar

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_Phora, die ruhmreiche dunibische Hauptstadt, im Jahr 713 neuer Zeit: Mysteriöse Todesfälle erschüttern die Öffentlichkeit. Die Opfer wurden allesamt schrecklich zugerichtet – Stammhirn und Rückgrat der Leichen spurlos verschwunden. Die Taten eines Wahnsinnigen, wie behauptet wird?_

_Ein uralter Schöpfungs- und Vernichtungszauber streckt seine tödlichen Klauen aus: Einst war die Schlange von den Schöpfergöttern unterworfen worden. Jetzt befreit sie sich und droht die Welt zu zerreissen._

 

Die Hauptperson des Buches ist Samu Agosch Rabov, 35 Jahre alt und königlicher Spezialagent. Seit drei Jahren ist er der Leiter der Mysto (= königliche Ermittlungsstelle für mysteriöse Todesfälle). Seine Vorgesetzte Calin Stingard ist auch seine ehemalige Geliebte.

Er lebt in einer Welt, deren Name nie genannt wird. Drei Kontinente dieser Welt werden erwähnt: Dunibien (Europa?), Bakus (Indien?) und Zaketumesien (Südamerika).

In dieser Welt ist jeder mehr oder weniger magisch begabt. Die Magie (Lakori) wird meistens durch ein Traumata geweckt. Zuviel Lakori stärkt das Dunkeldu, dass heisst man verliert immer mehr an Lichtich (=Vernunft, Logik und Gewissen), was ziemlich gefährlich werden kann.

 

Die Geschichte hat drei Handlungsstränge:

1. Rabov muss verhindern, dass Dunibien durch die Schlangen (Würmer) die ein zaketumesischer Magier entfesselt, praktisch ausgerottet wird. Nach der zaketumesischen Schöpfungsmythologie wurde die Schlange unterworfen und der Mensch um sie herum aufgebaut (Schlange ist dabei das Rückgrat). Nur machen ihm seine Vorgesetzten und sein Assistent Probleme und werfen ihm Steine in den Weg. Mitschuldiger an dem ganzen Chaos ist ausserdem ein sehr hochrangiger Dunibier.

2. Rabov rettet den ca. 15 jährigen Zoran, der einer Schlangengöttin geopfert werden soll und wird sein „Ersatzvater“ (Überhaupt gibt es massenweise Schlangenkulte).

3. Es gibt eine Geschichte im Lingluzismus (Religion Dunibiens, hat Ähnlichkeiten mit Christentum), die ähnlich wie „Jonas im Wal“ ist. Rabov will in einem Seeungeheuer, welches aus der Unterwelt Phoras stammt, reisen, um damit die Welt zu retten.

 

Es war schwierig, überhaupt einmal in die Geschichte hineinzukommen. Viel zu viele Begriffe stürmen am Anfang auf den Leser ein; verschiedene Schlangenkulte, sonstige Religionen, Namen, Kulturen und Ortschaften etc. Zum Glück hat es wenigsten zwei Karten (eine von den Kontinenten und einen Plan der Hauptstadt Phora). Aber es hat kein Glossar, welches die Begriffe hätte erklären können. So muss man gewisse Abschnitte ein zweites Mal lesen, um überhaupt zu verstehen, was man da gelesen hat. Das schmälert das Lesevergnügen. Und irgendwann hatte ich auch langsam genug davon von Würmern (Schlangen) zu lesen die schleimig aus dem Rücken von Menschen brechen und wen sie genügend gewachsen sind anderen Menschen die Arme ausreissen und fressen.

Auch fand ich einige Dinge irgendwie „unlogisch“: Warum kann ein zaketumesischer Schöpfungsmythos auf die Dunibier Auswirkungen haben, wenn diese eine ganz andere Religion (Lingluzismus) haben und deshalb wahrscheinlich eine ganz andere Schöpfungsgeschichte? Was waren den nun Maki und Sico ursprünglich? Menschen oder Yasnabäume? Auch das Ende fand ich nicht gerade erhellend. Es kam ziemlich abrupt und bleibt irgendwie auch offen.

Was ich gut fand war die subtile Kritik an der Industriellen Revolution (Maschinen). Dunibien steht kurz vor einer neuen Industriellen Revolution (die letzte war vor der Flut, also vor 713 Jahren), man betreibt vieles mit Dampf und die Dunibier haben deswegen Angst vor einer neuen Flut. Auch die Kritik an der Zerstörung der Hochkulturen (bei uns wären es wahrscheinlich Mayas, Inkas und Azteken) und die anschliessende Missionierung derselben.

 

Fazit: „Der Ruf der Schlange“ hätte mir vielleicht besser gefallen, wenn es ein Glossar beinhaltet hätte, und ich auch mehr über Schlangenkulte, die symbolische Bedeutung von Schlangen und über Azteken und Mayas wüsste. Das Ende ist mir persönlich einfach zu offen und mehrdeutig. Vielleicht muss man es auch einfach ein zweites Mal lesen.

Vielleicht gefällt die Geschichte ja denen, welche schon Max Frei’s „Echo-Welt“ mochten, es gibt nämlich ein paar ähnliche Dinge (z.B. Gedankensprache).

Mich hat diese Geschichte so zurückgelassen wie die Zunge einer Schlange: zwiegespalten.