Eine bewegende Lebensgeschichte

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die bücherdiebin Avatar

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Der Roman beginnt sehr dramatisch und emotional und hat mich sofort gefesselt. Ganz besonders berührt hat mich das enge und äußerst liebevolle Verhältnis zwischen Olga und ihrem Großvater, den sie Pa nennt. Pa ist mein Lieblingscharakter in dieser Geschichte, denn er ist nicht nur warmherzig und naturverbunden, sondern auch noch weltoffen, fortschrittlich und lässt sich von der Nazi-Ideologie nicht beeinflussen. Er macht Olga immer Mut, ihren eigenen Weg zu gehen und unterstützt sie dabei. Auch Olga mochte ich gerne, obwohl ich einige ihrer Handlungen und Lügen in ihrer Jugendzeit nicht nachvollziehen konnte. Sie hat nicht nur sich selber damit geschadet, sondern auch die Leben einiger Freunde in die falsche Richtung gelenkt.
Anne Pretin erzählt diese Geschichte auf verschiedenen Zeitebenen. Während die Ereignisse der Gegenwart (hier 1991), die von der inzwischen 66-jährigen Olga handeln, die kurz nach der Wende zurück in ihren Heimatort Ginsterburg kommt, und sich an längst vergangenen Jahre erinnert, nur wenige Tage dauern, springt die Geschichte in der Vergangenheit zeitlich hin und her. Das hat mich ziemlich irritiert und gestört und ich hatte immer das Gefühl, etwas Wichtiges verpasst zu haben. Doch nach und nach klären sich alle Geheimnisse und zum Ende gibt es eine große Überraschung, mit der ich überhaupt nicht gerechnet hatte.
Olga und ihre Freunde Fritz, Gero, Lotte und Annemarie wachsen in einer schwierigen politischen Zeit auf und das einst idyllische Leben auf dem Land verändert sich immer mehr. Im Laufe des Krieges wird die Clique auseinandergerissen und das Schicksal der einzelnen Charaktere erfahren wir nur häppchenweise. Ich persönlich fand die Geschichte nach der Trennung der Freunde wesentlich interessanter, spannender und bewegender als die erste Hälfte des Buches.

Fazit: „Der Ruf des Eisvogels“ ist die bewegende Geschichte einer willensstarken jungen Frau in den Kriegs- und Nachkriegsjahren. Eine Geschichte über die große Liebe zu einem Mann und die noch größere Liebe zu einem Kind, eine Geschichte über Verlust, Mut und Willensstärke.