Starke Freundschaften

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„Der Ruf des Eisvogels“ von Anne Prettin beginnt mit der Geburt von Olga am 01. April 1925. Sie kommt in Ginsterburg zur Welt, Großvater und Vater sind Ärzte. Ihr Vater steht ihrer Mutter alleine bei der Geburt bei und macht entscheidende Fehler, so dass diese bei der Geburt stirbt. Olgas Vater versinkt in Trauer und Depressionen, so wird Olga von ihren Großeltern großgezogen. Gerade zu ihrem Großvater – genannt Pa- hat sie ein sehr gutes Verhältnis. Er glaubt immer an sie und er ist es auch, der sie in ihrem Wunsch, Medizin zu studieren, bestärkt. Pa erzählt ihr auch von ihrem Aufpassvogel: dem Eisvogel. Er wiegt 21 Gramm, soviel wie die menschliche Seele ihrer verstorbenen Mutter. Dieser Vogel hilft Olga, über den Verlust ihrer Mutter hinwegzukommen. Der Roman wechselt immer wieder die Zeitebenen, zwischen ihren Kinder- und Jugendjahren, ihrer Ausbildungszeit und anfänglichen Berufsjahren bis hin zu 1991, kurz vor ihrem 66. Geburtstag. Olga ist Frauenärztin geworden, lebt in Schleswig-Holstein hat eine Tochter (Becki) und eine Enkelin (Sara). Die deutsche Wiedervereinigung ist noch jung und Becki und Sara schenken Olga zum Geburtstag eine Überraschungsreise nach Ginsterburg (ehemalige DDR). Olga hat mit den alten Zeiten abgeschlossen und ihr ist nicht wohl dabei, doch sie kommt nicht drumherum und muss sich ihren alten Erinnerungen stellen und so erfährt man, was in all den Jahren passiert ist.
Was für ein toller Roman. Ich war sofort in der Geschichte gefangen. Solch einen Großvater wie Olga ihn hatte, hätte ich mir auch gewünscht. Ein so lieber Mensch mit aufrichtigen Ansichten. Die Geschichte mit dem Eisvogel gibt soviel Trost und ich finde sie ganz entzückend. Olga wächst durch ihn zu einer starken Frau heran. Ihr Leben ist geprägt von vielen Geheimnissen und Freundschaften, die sie bis ins hohe Alter verfolgen werden. Doch Olga verfolgt ihre Ziele, sie will Ärztin werden, Menschen helfen und ihrer Tochter und Enkelin immer zur Seite stehen. So sehr ist Olga damit beschäftigt, dass sie sich dabei ganz vergisst und ihre Erinnerungen unterdrückt. Aber irgendwann im Leben holt es einen immer ein. So auch Olga, was als gut gemeinte Überraschung gedacht ist, wird für sie eine Zäsur. Der Romanaufbau gefällt mir sehr gut. Die verschiedenen Zeitebenen lassen uns Leser und Leserinnen an Olgas Glück und Unglück teilhaben. Anne Pettin hat es äußerst geschickt angestellt, uns während des Lesens glauben zu lassen, zu wissen, was während des 2. Weltkrieges in Ginsterburg und Kühlungsborn passiert ist. Umso überraschter ist man dann, wenn Olga endlich bereit ist zu erzählen. So bleibt es bis zum Ende spannend. Das Buch ist ein regelrechter Pageturner. Was nimmt man mit? Freundschaften sind wichtig, man sollte sie pflegen, eigene Ziele setzten und sich nicht davon abbringen zu lassen, Ehrlichkeit, auch sich selbst gegenüber und Blut ist nicht unbedingt dicker als Wasser.
Vielen Dank liebe Anne Prettin für diesen wundervollen Roman. Ich hatte so schöne Lesestunden. Alle die Familiensaga mögen, werden dieses Buch lieben.
5 Sterne plus Weiterempfehlung.