Ohne erkennbare Prämisse

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redcappy Avatar

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Der Titel und das Cover hatten mich neugierig gemacht auf diesen historischen Roman, der hinter die Kulissen in Versailles zur Zeit Ludwigs des XIV. blickt.

Doch leider hält das Buch nicht, was ich mir durch den Klappentext versprach.
Zunächst einmal sind die Kapitelüberschriften Märchentitel, wobei manchmal wirklich ein Märchen erzählt und manchmal die Geschichte weitergesponnen wird.
Im Mittelpunkt steht der Salon der geheimnisvollen Madame D'Aulnois, in dem sich überwiegend Damen der noblen Pariser Gesellschaft diese Märchen erzählen und darin versteckt auch durchaus Kritik am System äußern. Allerdings auf ihrem adligen Niveau, ohne die Situation der niederen Schichten zu beachten. Dabei erfahren die Lesenden so einiges über die Zustände am Hof von Versailles, die Intrigen und Verschwendung, die (Un)Moral und Missgunst höfischen Lebens.
Historische Fakten stehen direkt neben der dichterischen Freiheit der Autorin und das eine vom anderen zu unterscheiden, ist für die Lesenden nicht ohne leicht.
Die Sprache war für mich zunächst sehr gewöhnungsbedürftig. Sie lehnt sich vermeintlich an die Ausdrucksweise der vornehmen Gesellschaft im ausgehenden 17. Jahrhundert an und schockiert dann zwischendurch mit expliziter direkter Beschreibung von sexuellen Handlungen, die dazu nicht wirklich passen.
Die Autorin beschreibt die grundsätzliche frauenfeindliche Haltung der damaligen Welt und wie die Frauen indirekt und heimlich, teilweise auch direkt und offen dagegen rebellieren.
Am Ende ist mir aber nicht klar, was die Prämisse dieses Buches ist. Mir fehlt ein richtiger Spannungsbogen, es werden viele kleine Episoden aneinander gereiht, aber am Ende keine wirklich auserzählt, außer vielleicht der Zuneigung zwischen Perrault und Madame D'Aulnois. Die Salonnieres erfragen und diskutieren regelmäßig die Moral der Märchen, die im Salon erzählt werden. Was ist die Moral dieses Buches?

Ich vergebe 3 Sterne und kann das Buch nicht wirklich empfehlen, würde aber auch niemandem ausdrücklich abraten es zu lesen.