Der alte Mann, das Schachspiel, der kleine Junge und das Wunder einer großen Freundschaft

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Im Mittelpunkt dieser herzerwärmenden Geschichte stehen der Grundschüler Janne, seine alleinerziehende Mutter Malu und Witwer Walter, nur Oldman genannt. Alle drei Figuren hadern auf ihre eigene Art mit dem Leben. Der intelligente, aber im standardisierten Schulsystem unterforderte und gelangweilte Janne eckt in der Schule ständig an, genau dies belastet seine alleinerziehende Mutter zusätzlich und bereitet ihr Sorgen, Oldman, vermisst seine verstorbene Frau, versucht mehr zu überleben als zu leben und seinen Alltag trotz der Trauer und Einsamkeit sinnvoll zu strukturieren. Ein wichtiger Teil dieser Struktur ist das tägliche Schachspiel im Park.

Durch Zufall entdeckt Janne beim Skaten im Park Oldman mit seinem Schachspiel und ist sofort fasziniert. Was in der Schule nicht gelingen will, wo ihm immer wieder mangelnde Aufmerksamkeit attestiert wird, im Schachspiel mit dem knurrigen Oldman ist Janne ganz bei sich selbst. Interessiert und aufmerksam entdeckt er das Spiel und saugt jede Information des alten Mannes auf.

Der Roman ist ein echter Wohlfühlroman, der ans Herz geht. Vieles ist vorhersehbar, trotzdem berührt die Geschichte um die entstehende Freundschaft dieser zunächst ungleichen Freunde.

Wirklich toll finde ich, wie der Roman am Beispiel der jungen Mutter Malu die ganz besonderen Herausforderungen von Alleinerziehenden bei komplett abwesendem Vater herausarbeitet. Denn dies bedeutet, wirklich mit ALLEM allein zu sein, IMMER - mit allen Sorgen, Freuden, Herausforderungen und nicht zuletzt der Verantwortung für sich selbst und einen weiteren kleinen Menschen. Auch die Vereinsamung älterer Menschen am Beispiel von Oldmann wird einfühlsam dargestellt.

Sprachlich konnte der Roman mich jedoch nicht vollständig überzeugen. Zwar ist die Geschichte flüssig geschrieben. Zu oft gibt es jedoch grammatikalische Konstruktionen und auch echte Fehler, die meinen Lesefluss getrübt haben, wie etwas auf Seite 85 - „Es ist wie Versprechen auf mehr Freiheit“ oder auf Seite 128 „Es ist absolut ungewohnt, dass jemand anders Janne etwas vorliest“. Auch kleinere Logikfehler haben mein Leseerlebnis etwas gemindert, da werden zum Essen extra Bandnudeln eingekauft, und auf dem Tisch verwandeln sie sich in Kartoffeln, oder eine aufgebrochene Tür, ist als solche nicht mehr zu erkennen. Warum Malus Vater Weidenfeld heißt, die Tochter aber Westphal und sein Vorname erst Helmut ist, während er später plötzlich mit Opa Karl für Janne unterzeichnet, bleibt das Geheimnis der Autorin.

Insgesamt ist der Schacherzähler ein schöner Wohlfühlroman mit Schwächen, der die Herausforderungen von Alleinerziehenden und Einsamkeit im Alter thematisiert und uns das Wunder von Freundschaft und Wahlfamilie verdeutlicht.