Eine intensive und außergewöhnliche Freundschaft!

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isleofharris Avatar

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Das Buchcover zeigt einen älteren Mann in Begleitung eines Jungen, die einträchtig miteinander, umgeben von Kastanien(-bäumen), ein Stück des Weges zurücklegen. Hierbei wird die Zusammengehörigkeit unter anderem durch die gleichfarbige Kleidung der beiden vermittelt. Die vorherrschenden Farben sind gut aufeinander abgestimmt und das Cover wirkt in seiner Gesamtheit ansprechend. Die abgebildeten Figuren sind hierbei das Herz der Handlung um die sich der Plot aufbaut.

Malu, alleinerziehende Mutter des 9jährigen Janne, hat an mehreren Fronten mit Problemen zu kämpfen. Janne ist in der Schule verhaltensauffällig. Von der Lehrerin wird er als schwieriges Kind eingestuft, das nicht beschulbar ist. Zudem wird das kleine Café, in dem sie arbeitet und das als Treffpunkt für soziale Interaktion steht, von einer Insolvenz bedroht. Sollte sich kein Investor finden, würde ein Arbeitsplatzverlust in einer Bedrohung ihrer wirtschaftlichen Existenz resultieren.
In dieser schwierigen Situation lernt Janne den älteren, alleinstehenden Herrn „Oldman“ (Walter) im Park kennen, der nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Annäherung, für ihn zum Vaterersatz wird und bald mit zur Familie gehört. Oldman wird zur wichtigen Bezugsperson für Janne. Die Schwierigkeiten, die Janne in der Schule hat -seine Konzentrationsschwierigkeiten erinnern an das Krankheitsbild von ADHS- sind wie weggeblasen. Oldman führt ihn in die Geheimnisse des Schachs ein und es zeigt sich, dass sich Janne sehr wohl über einen längeren Zeitraum konzentrieren kann. Jannes Selbstvertrauen wird gestärkt, wobei Janne es wiederum mit seiner Lebensfreude schafft, Oldman aus seiner Einsamkeit und Isolation herauszuführen. Sie beeinflussen sich gegenseitig positiv und der Austausch eigener Werte resultiert in eine große Bereicherung für beide Seiten.

Die anderen Charaktere werden ebenfalls gut beschrieben und passen von ihrem Verhalten her stimmig in das Gesamtkonzept. Alle Nebenfiguren haben zum Teil schwerwiegende Probleme (bzw. Geheimnisse), die sie im Leben begleiten und die einer Lösung bedürfen. Es stellt sich z.B. heraus, dass Liv, die beste Freundin von Malu, ihrem Sohn die ganzen Jahre verschwiegen hat, dass er das Ergebnis eines Seitensprungs war. Natürlich geht am Ende alles gut; das versteht sich von selbst.
Bemerkenswert ist das Verhalten von Malu gegenüber Janne bzw. der Umgang mit ihm. Sie beeindruckt mit Zugewandtheit und großer Nähe zu ihrem Kind. Die täglichen Reflexionen über den vergangenen Tag mit Janne enden am Abend stets mit dem rituellen Abschluss: „Und was machen wir morgen? Morgen machen wir es besser!“.

Der Schreibstil ist flüssig und leicht verständlich. Kurze Kapitel, die sich aus der Sicht der jeweiligen Charaktere zusammensetzen, resultieren in einen kontinuierlichen Erzählfluss. Hierbei steht im Wechsel immer eine andere Figur im Mittelpunkt. Manche Inhalte werden zusätzlich anhand kleiner, anrührender Zeichnungen begleitet, was etwas außergewöhnlich für einen Roman ist, in diesem Fall aber sehr gut in die lockere, leichte Stimmung des Schreibstils passt.

Alle Figuren (außer Oldman) erzählen in der Ich-Form und lassen so den Leser an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben. Die Dialoge sind lebendig, authentisch, sehr lebensnah und transportieren auf eine lockere Art und Weise sympathische Botschaften zu alltäglichen Themen wie Freundschaft, Liebe und Verlust. Schach steht in diesem Zusammenhang für bestimmte Verhaltensweisen im Leben. Z.B. sollte man vor einem Zug bzw. bevor man eine Entscheidung trifft, immer klug über die Konsequenzen nachdenken. Auch gibt es im Schach wie im Leben ungeahnte Wendungen, mit denen man sich auseinandersetzen muss.

Fazit: Insgesamt ist der Roman mit seinen schlichten, sympathischen Figuren, die den Leser gut unterhalten, lesenswert. Das Buch lässt sich leicht lesen, hat einen niedrigen Spannungsfluss und ist für einen entspannten Leseabend geeignet. Was zu kritisieren wäre ist jedoch, dass sich die teilweise schweren Konfliktsituationen der Figuren am Ende etwas zu leicht zum Wohl aller Beteiligten auflösen.