Ruhiges Wohlfühlbuch

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magdas_buecherwelt Avatar

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Optik und Haptik des Buches finde ich wunderschön, das Cover ist umwerfend. Ich habe noch kein Buch von Judith Pinnow gelesen und habe mich nach der Leseprobe sehr auf das Buch gefreut.
Zum Inhalt: Walter ist verwitwet und verbringt seine Tage allein mit Schachspielen im Park, seine verstorbene Frau ist seine imaginäre Schachgegnerin.
Malu ist alleinerziehende Mutter des 9jährigen Janne. Sie arbeitet im Blue Hour, dem einzigen Coffee Shop in dem kleinen Ort Bad Altbach. Mit Hinnerk, dem Inhaber des Cafés, ist sie gut befreundet.
Malu und Janne gehen fast täglich in den Park, wo Janne sich auf der Rampe mit seinem Scooter auspowert. Eines Tages spricht Janne Walter an, der sich als Oldman vorstellt. Oldman bringt Janne das Schachspielen bei, Janne erweist sich als Naturtalent. Malu ist angesichts der Bekanntschaft des ungleichen Paares erst skeptisch, nach und nach lernt sie Walter aber näher kennen, und die drei verbringen immer mehr Zeit miteinander.
Neben der sich allmählich entwickelnden Freundschaft der drei gibt es einen weiteren Handlungsstrang, in dem es um die Zukunft des Blue Hour geht. Das Café ist in den roten Zahlen und Malu überlegt, wie es gerettet werden kann.
Dann gibt es da noch Liv, Malus beste Freundin. Sie ist Künstlerin und lebt mit ihrem Mann Alex und Tochter Allegra zusammen, Sohn Vincent ist bereits ausgezogen, um zu studieren.
Alle Handlungsstränge drehen sich um das Thema Vaterschaft und die Frage, welche Rolle der biologische Vater im Leben eines Kindes spielt.
Den Aufbau und den Schreibstil fand ich etwas gewöhnungsbedürftig. Die kurzen Kapitel sind aus der Sicht der wichtigsten Charaktere geschrieben, wobei oft innerhalb des Kapitels die Personen wechseln, und auf einmal die Sicht eines anderen Charakters folgt. Beim Hörbuch würde ich durcheinanderkommen, es sei denn, es würden mehrere SprecherInnen vorlesen: Malu, Janne, Oldman, Liv und Hinnerk. Verwirrend fand ich, dass bei allen außer Oldman die Ich-Perspektive verwendet wird.
Sehr gut gefallen haben mir die kleinen Skizzen, von denen hätte es gerne noch mehr geben können. Berührt haben mich die Rückblenden aus Walters Vergangenheit, das Kennenlernen von Walter und Lieschen, ihre lange und glückliche Ehe. Malus und Jannes Beziehung wird als sehr liebevoll beschrieben, Malu ist eine tolle Mutter, die sich oft über Jannes Lehrerin aufregen muss, die kein Verständnis für den lebhaften Jungen aufbringt und ihn sogar für eine Zeit lang von der Schule suspendiert.
Das Ende ist schön, aber nicht sehr überraschend. Es kommt wenig bis gar keine Spannung auf, die Handlung ist vorhersehbar.
Bis auf die von mir erwähnten Kritikpunkte hat mir das Buch gut gefallen, ich empfehle es allen, die gerne ruhige Wohlfühlbücher lesen.