ungewöhnliche Freundschaft

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maulwurf123 Avatar

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"Der Schacherzähler" ist der neuste Roman von Autorin Judith Pinnow. Die gebundene Buchausgabe umfasst insgesamt 320 Seiten und ist im List-Paul-Verlag erschienen. Das in Grüntönen gestaltete Cover lässt die beiden wichtigsten Figuren der Geschichte erkennen: Den Jungen Janne und den alten Herren mit Namen Oldman. Die Umrandung aus Kastanien, Kastanienblättern und Kastanienblüten passt hervorragend zum Handlungsschauplatz.

Zum Inhalt: Als der alte Mann beim Schachspielen unter seiner Kastanie von einem 9-jährigen Jungen angesprochen wird, stellt er sich nur als 'Oldman' vor und erklärt dem Kleinen, dass eh alles vor die Hunde geht. Doch Janne ist neugierig und will Schach spielen lernen. Oldman hat wenig Hoffnung, dass der Junge das lernen wird, er kann ja noch nicht mal still sitzen. Aber Janne lernt schnell, und Oldman beginnt zu reden. Erst über Schach, dann über das Leben. Und Janne hört zu und fühlt sich endlich richtig: Beim Schach und bei dem Alten. Doch eines Nachmittags sitzt Oldman nicht mehr da. Auch am nächsten und übernächsten Tag gibt es keine Spur von ihm. Janne ist voller Sorge und beginnt, ihn zu suchen… (Klappentext)

Der Roman ist in 33 Kapitel unterteilt, welche wiederum aus verschiedenen Perspektiven geschrieben sind. Mal erfährt man einen Teil der Geschichte aus der Sicht von Janne, mal aus der Sicht seiner Mutter Malu, deren besten Freundin Liv oder deren Arbeitgeber und guten Freund Hinnerk. Eine interessante Erzählweise, welche die Autorin mit den Perspektivwechseln gewählt hat. Leider aber auch mit der Konsequenz, dass dem Leser die Figuren nur oberflächlich nähergebracht werden. Zumindest konnte ich persönlich mich beim Lesen des Romans nicht wirklich in eine der Charaktere hineinversetzen oder gar mit ihr richtig 'warm' werden.

Die Geschichte an sich ist mit einem konsequenten Spannungsbogen ausgestattet. Ist man erst einmal in einen Lesefluss geraten, fliegen die Seiten nur so dahin. Es ist schön davon zu erfahren, wie sich Oldman und Janne gegenseitig öffnen und in ihre Freundschaft auch Mutter Malu hineinziehen. An manchen Stellen des Romans, welche aus der Perspektive des alten Manns geschildert sind, wird Bezug auf dessen Vergangenheit gezogen. Diese Passagen haben aufgrund der Erzählweise etwas Nostalgisches an sich.

Am Ende gibt es im letzten Kapitel (und somit den letzten drei Seiten) nochmals eine ordentliche Überraschung für den Leser. Mit diesem Ausgang der Geschichte hätte ich persönlich nicht gerechnet. Um ehrlich zu sein, muss ich dies auch erst einmal 'verarbeiten'. Ganz kongruent mit dem Handlungsverlauf ist mir das Ende leider nicht. Daher vergebe ich vorerst 'nur' drei Sterne.