Schafft unser Bewusstsein die Realität?

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anna_banana Avatar

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Im europäischen Kernforschungszentrum CERN findet ein Experiment statt, das möglicherweise Rätsel zur Entstehung unseres Universums lösen könnte. Doch das Experiment muss abgebrochen werden. Eine Leiche wird gefunden. Sie hält einen obskuren Hinweis in der Hand. Handelt es sich hierbei um den möglichen Mörder?

Im Mittelpunkt des Buches steht Tomás Noronha, der nun als potenzieller Mörder von der CIA gejagt wird...

Tomás wird als attraktiver Mann im mittleren Alter vorgestellt. Er scheint sich ein großes Wissen angeeignet zu haben – hat er doch auf die großen Fragen des Lebens eine pysikalische oder gar logische Antwort. Sympatisch wird er durch die liebevolle Beziehung zu seiner an Demenz erkrankten Mutter und seiner Freundin Maria Flor, die ihn auf seinem Abenteuer begleitet und als Gesprächspartnerin dient, um im Dialog sein Wissen dem Leser beizubringen.

Auf der Reise, seine Unschuld zu beweisen und die Fragen nach dem Grund der kürzlich vergangenen Ereignisse zu klären, erfährt der wissbegierige Leser durch den Hauptakteur Tomás Noronha vieles über die physikalischen Theorien und Entwicklungen des 19. Jahrhunderts. Neben namenhaften Größen wie Albert Einstein oder Erwin Erschrödinger und anderen setzt der Autor des Buches "Der Schlüssel des Salomon", der mehrfach ausgezeichnete portugiesische Journalist und Dozent für Journalistik an der Universidade Nova de Lisboa, José António Afonso Rodrigues dos Santos, auf sehr gut recherchierte und in Zusammenhang gebrachte Erklärungen. Klassische Physik, Quantenmechanik und die Theorie von Allem werden verständlich und von Grund auf seziert und beschrieben.

Der Schreibstil ist solide und klar, Fachbegriffe werden deutliche erklärt. Oft wiederholt Santos Sachverhalte, um den Leser jederzeit abzuholen. Es fiel mir leicht den Wissenschaftlichen Erklärungen zu folgen zu folgen. Dazu muss ich erwähnen, dass ich durch ein anderes Buch bereits ein paar Dinge der Physik in den genannten Bereichen erfahren habe und nicht bei Null anfing.

Der Spannungsbogen baut sich langsam auf, die wissenschaftlichen Dialoge langatmig, wenn auch sehr interessant und plausibel. Eine "aktionsreiche" Zuspitzung erfolgt gegen Ende, welches dem Ganzen eine gewisse Würze verleiht, die mich letztendlich aber doch überzeugt hat. Auch eine Prise Romantik ist zu finden.

Letztendlich finde ich den Titel "Der Schlüssel des Salomon" nicht ideeal gewählt, da andere Dinge zentraler thematisiert werden.
Kritisieren muss ich leider die Rolle, die scheinbar allen weiblichen Personen obliegt (außer Tomás Mutter – sie ist eine alte Dame): Dabei wird zum Beispiel Maria Flor zumeist als naive Fragenstellerin oder hübsche "Puppe" dargstellt. Starke Frauen sind eher nicht anwesend, dafür ein überaus fokusierter Tomás, der scheinbar auf alles eine Antwort besitzt.

Nichtsdestotrotz hat mir das Buch sehr gefallen. "Das Einstein-Enigma" habe ich nicht gelesen, dennoch würden mich die Ereignisse vor "Der Schlüssel des Salomon" um den zugegeben charismatischen Tomás Noronha sehr reizen.