Die Ruhe und den Augenblick schätzen

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anna-katharina Avatar

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Sylvain Tesson schreibt in seinem Roman „Der Schneeleopard“ über eine Reise nach Tibet mit dem Ziel, dort den fast ausgestorbenen Schneeleoparden zu beobachten. Er macht sich auf den Weg mit dem Tierfotografen und Naturkenner Vincent Munier und zwei weiteren Personen. Es geht in verschneite und menschenleere Bergregionen mit Temperaturen von bis zu minus 35 Grad. Unter diesen Bedingungen harren sie gemeinsam stunden- und tagelang still und schweigend im Schnee aus, um Tiere zu beobachten und sich dem Schneeleoparden zu nähern.

Das minimalistische und edle Coverbild hat mir direkt sehr gut gefallen. Auch die Karte zur besseren Orientierung zu Beginn des Buches fand ich hilfreich. Das Buch ist in ruhiger Sprache geschrieben und die Natur, Tiere und Bedingungen während der Reise werden ausgiebig geschildert. Diese Beschreibungen fallen für meinen Geschmack trotz des insgesamt kurzen Romans zum Teil etwas zu lang aus. Sehr interessant fand ich die philosophischen Themen und Gedanken des Autors, die zum Ende hin immer stärker in die Geschichte integriert werden. Das Buch ist anspruchsvoll und nicht immer ganz einfach zu lesen.

Die beschriebene Reise steht im Kontrast zur üblichen Rast- und Ruhelosigkeit der Menschen und dem Anspruch immer mehr erleben zu wollen und sich durch Aktivitäten abzulenken. Es wird sehr anschaulich der Kreislauf der Natur und des Lebens beschrieben und es geht darum, die Gegenwart zu schätzen, sich mehr in Geduld zu üben, seine Wahrnehmung und Sinne zu schärfen und die Welt und Natur zu lieben, statt sie verändern zu wollen und letztlich zu zerstören. Aus meiner Sicht ist es ein lesenswertes Buch.