Geduld und Stille

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„Der Schneeleopard“ von Sylvain Tesson ist eine Art philosophischer Abenteuergeschichte. Zusammen mit einem bekannten Tierfotograph und zwei weiteren Begleitern bereist Tesson die tibetische Steppe auf der Suche nach dem Schneeleopard. Neben den Strapazen der Reise und den unterschiedlichen Tieren, denen sie auf ihrer Tour begegnen, beschreibt Tesson seine Erfahrung der Reise. Wie er erst lernen muss, geduldig und ruhig stundenlang auszuharren auf ein Tier, das vielleicht oder vielleicht auch nicht erscheint, wie er seinen Blick trainieren muss, um den Schneeleopard vor dem Hintergrund der Berge überhaupt ausmachen zu können.

Geduld und Stille sind zwei wichtige Themen in diesem Buch. Tesson verwebt seine Erfahrung der tibetischen Steppe, insbesondere die Beziehungen zwischen Pflanzenfresser, Fleischfresser und Aasfresser, mit dem Daoismus bzw. dem Daodejing, welches er während seiner Reise liest. Daraus ergeben sich oft interessante philosophische und persönliche Einblicke.

Am schönsten ist mir aus dem Roman aber der Fokus auf die Tierwelt in Erinnerung geblieben und die Schilderungen der Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum, der noch halbswegs intakt und nicht vollends von Menschen eingeengt wurde. Die Tiere werden mitunter fast wie auf Sockel gehoben, wie Götter, eben aus einer künstlerischen Sichtweise heraus betrachtet. Ein ausgesprägtes Plädoyer für den Naturschutz erübrigt sich bei einer solchen Huldigung der Tiere.

„Der Schneeleopard“ ist ein ein Roman, der einen weitweg bringt von allen menschlichen Umgebungen, und einen Tugenden wie Geduld wieder auferstehen lässt, die in unsrem hektischem Alltag vielleicht zu oft untergehen. Klare Leseempfehlung.