Großartig beschrieben

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frollein_wunderbar Avatar

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Dieses Buch beinhaltet einen der Gründe, warum ich so gern lese.
Ich kann durch Bücher etwas erleben, das ich in der Realität sicher nie erleben werde. Ein anderer hat es für mich gesehen und gefühlt und erzählt mir davon, so echt und so nah und so schön, dass ich in Gedanken dabei sein kann.
Der Schriftsteller Sylvain Tesson macht seine Reise durch Tibet mit dem Team des angesehenen Tierfotografen Vincent Munier für mich erlebbar, durch seine entschleunigende Art zu beschreiben und durch die treffenden Umschreibungen, die er verwendet.
Auf der Suche nach den letzten Schneeleoparden Tibets in 4000 Metern Höhe fällt der Blick auf die Welt von heute nicht grade positiv aus. Mehr als das Tagebuch dieser Reise ist es ebenfalls eine Mahnung, ein Bedauern, dass der Mensch im Laufe der Jahrtausende alles um sich herum für sich beansprucht hat, der zum Großteil keinen Blick mehr hat für die Schönheit der Natur, für die Unbändigkeit wilder Tiere.
Teils gehen Poesie und Aphorismen ein bisschen mit dem Autor durch, eine Spur nüchterner hätte für mich auch ausgereicht, doch es zieht es einen auch sehr in den Bann der Erlebnisse.
Neben der erzählerischen Fähigkeit gefällt mir besonders die Stimmung, die in dem kurzen Buch mitschwingt. Melancholie, Sehnsucht. Demut.
Ein ganz wunderschönes, unauffälliges Buch, dass mich zum Lächeln gebracht hat, dass nachdenklich macht, dass die Gedanken schweifen lässt.