Konnte mich nicht wirklich begeistern

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dimity74 Avatar

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Der Schneeleopard ist ein magisches Tier, begehrt seit Jahrhunderten wegen seines Fells. Nur noch Wenige gibt es in freier Wildbahn und nur selten bekommt man ihn zu Gesicht. Wie schwierig es ist, einen Schneeleoparden zu beobachten, konnte ich mit meiner Familie schon selbst feststellen. Während eines Besuchs im Rostocker Zoo standen wir recht ratlos vor dem dicht bewachsenen Gehege. Meine Kinder bezweifelten, dass sich das auf der Schautafel versprochene Tier, überhaupt im Gehege befinden würde. Selbst nach intensiver Suche konnten wir es nicht entdecken. Auf der Schautafel gab es einen Hinweis auf den bevorzugten Liegeplatz der Raubkatze, aber ich habe keine Ahnung, ob ich mir den Flecken schwarz weißes Fell zwischen all dem Grün letztlich nur eingebildet habe.

Der französische Reiseschriftsteller Sylvain Tesson begleitet den Fotografen Vincent Munier auf einer Reise in die tibetanische Hochebene, um dieses, vom Aussterben bedrohte Tier vor die Kamera zu bekommen. Entstanden ist danach dieser Reisebericht.

Ich kenne bisher keine anderen Arbeiten des Autors, ich weiß also nicht, ob das sein üblicher Schreibstil ist. Für mich war das Ganze, im Vergleich mit ähnlichen Büchern, eher zäh und trocken. Die Faszination für das titelgebende Tier, die umgebende Natur ist nur selten spürbar und das ist sehr sehr schade. Wenn der Autor von der manischen Arbeitseinstellung des Fotografen Munier berichtet, klingt diese Faszination kurz an, er kann die Stimmung aber nicht weiter ins Buch transportieren. Der Autor betont recht oft, wie eintönig und ungemütlich das Warten auf das Auftauchen des Tieres gewesen ist. Er überbrückt die eisigen Wartezeiten mit philosophieren über die verschiedensten Themen, schweift gedanklich ab, bis in seine eigene Vergangenheit. Diese persönlichen Gedankengänge füllen das Buch und haben eben nur bedingt etwas mit dem tatsächlichen Grund der Reise zu tun. Für mich leider doch sehr am Thema vorbei.

Das Buch wurde in den Kritiken sehr gelobt und ich wollte es unbedingt lesen. Meine Erwartungen konnte es nicht erfüllen, ich bleibe etwas enttäuscht zurück. Die Arbeiten von Vincent Munier hingegen finde ich grandios, die bei der beschriebenen Reise entstandenen Fotografien sind 2019 in einem eigenen Bildband erschienen, zu dem es am Ende des Buches einen Hinweis gibt. Schade, dass nicht auch Einige Einzug in diese Erzählung gefunden haben.