Tiefe Einblicke

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dicketilla Avatar

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Sylvain Tesson trifft auf den Tierfotografen Vincent Munier, und er bietet ihn an sich seiner Expedition anzuschließen. Seit 6 Jahren ist dieser auf der Hochebene in Tibet auf der Suche nach Schneeleoparden. Ohne eigentlich zu wissen, worauf er sich einlässt, folgt er dem Fotografen, dessen Freundin Marie und dem Philosophen Leo. Und diese Reise ist nicht nur von eisiger Kälte begleitet, sondern für ihn wird es auch eine Reise der Erkenntnis, über den Menschen, dessen Umgang mit der Natur und vielen physiologischen Deutungen, die ihn in vergangene Welten führen. Ihr Weg wird gesäumt von wilden Yaks, letzte Überlebende eines majestätischen Wesens, ein Teil von ihnen bereits durch Kreuzungen domestiziert. Wölfe die sich durch ihre Gesänge in der Wildnis sichtbar machen. Aber auch der Wildesel und Antilopen streifen ihren Weg. Ansonsten bedeutet Tierfotografie viel Warten in der Natur, nicht stets sicher sein zu können das gewünschte Objekt überhaupt vor die Linse zu bekommen, getarnt in absoluter Stille zu verharren.

"Es gab noch 5000 Schneeleoparden auf der Welt. Die Statistik zählte mehr Menschen mit Pelzmänteln."

Wer hier aber einen ausgesprochenen Reisebericht erwartet, liegt mit dieser Überlegung falsch. Selbst meine Erwartungen zu dem Buch gingen zuerst in diese Richtung. Es stehen teilweise nur die philosophischen Gedankengänge Tessons im Vordergrund, wobei Munier etwas mehr als Begleiterscheinung wahrgenommen wird. Aber diese Gedankengänge in ihre Wahrnehmung so besonders lassen ein völlig anderes Buch erstrahlen. Vielleicht erreicht diese Stille, das Warten, der Natur ausgeliefert zu sein unsere Seele, und man beginnt Vieles zu hinterfragen und zu verstehen.

"Ich hatte gelernt, dass die Geduld eine höchste Tugend war, die eleganteste und meistvergessene. Sie half dabei, die Welt zu lieben, statt sie verändern zu wollen."