Der Schuh auf dem Dach - Geschmacksache

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bertidunsche Avatar

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Der Einstieg in die Geschichte fällt leicht. In lockerer, leicht lesbarer Sprache wird der Leser Zeuge eines Gesprächs zwischen Vater und Tochter: die Kleine hat mitten in der Nacht einen Engel entdeckt. Die Szene ist sehr realistisch dargestellt und hat mich des öfteren zum Schmunzeln gebracht. Die Gedanken des Vaters, der sich um seinen nächtlichen Erholungsschlaf gebracht sieht, sind ebenso gut nachvollziehbar wie die Art und Weise seiner kleinen Tochter, über ihr "Engelerlebnis" zu berichten. Die Beobachtungen seiner Tochter zunächst nicht ernst nehmend, endet das Kapitel damit, dass der Vater zum Schluss mit dem auch für mich verlockenden Gedanken spielt, am nächsten Tag doch lieber die Adresse eines Engels ausfindig zu machen als Fotokopierer zu verkaufen. Ein gelungener Anfang, der mich neugierig machte auf mehr.

Im zweiten Kapitel, dass ich leider erst im zweiten Anlauf schaffte, wechselt die Erzählperspektive und es wird von einem Einbrecher berichtet, der in die Wohnung seiner Ex-Frau/Freundin einbricht und anhand von Beobachtungen in den einzelnen Räumen den Abend bzw. das Leben der Frau mit ihrem neuen Lebenspartner rekonstruiert. Der Ton des Buches ändert sich hier, es wird ernster, bedrückender, gleichzeitig verliert die Erzählsprache den in Teilen doch recht flappsigen Unterton. Die Gedanken des Einbrechers regen den Leser zum Nachdenken an, in Teilen vermitteln sie eine gewisse Traurigkeit. Zum Ende des Kapitels wird mit dem "Schuh auf dem Dach" eine Verbindung zum ersten Kapitel geschaffen, die aber leider meine Erwartungen enttäuscht hat.

Hatte mich das erste Kapitel noch auf die weitere Entwicklung neugierig gemacht, wird im zweiten Kapitel bereits eine mögliche Erklärung für den "Schuh auf dem Dach" gegeben. Neun weitere Perspektiven werden in diesem Buch noch folgen. Es ist bestimmt durchaus reizvoll, den "Schuh auf dem Dach" aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln zu betrachten und dabei amüsanten, traurigen, nachdenklichen oder unerwarteten Geschichten zu begegnen. Da ich jedoch gerne im Laufe eines Buches den Spannungsaufbau verfolge und auf die Auflösung am Buchende hinarbeite, ist die Lektüre dieser Geschichtensammlung für mich nach der Leseprobe leider beendet.