Geschichten, die berühren

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krimine Avatar

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Der Autor Vincent Delecroix  führt uns in seinem Episodenroman „Der Schuh auf dem Dach“ in ein Pariser Mietshaus. In der Dachrinne des gegenüberliegenden Hauses liegt ein Schuh. Jeder der Hausbewohner, der aus dem Fenster schaut, kann diesen Schuh sehen und da er so gar nicht dorthin gehört, kommen zwangsläufig die Fragen nach seiner Herkunft bei jedem einzelnen auf. Fragen, die nicht beantwortet werden können und so, wie den Schuh von jedem Fenster aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden kann, so unterschiedlich sind auch die Gedanken, die sich jeder, der ihn sieht, zu einer Existenz macht. 

Die Idee des Autors ist simpel, aber wirkungsvoll. Er platziert ein Gegenstand, gut sichtbar an einen Ort, an dem er so überhaupt nichts zu suchen hat und schon ist die Neugierde geweckt. Bereits beim Stöbern im Klappentext denkt der Leser zwangsläufig über die Existenz des Schuhes nach. Ihm fallen eigene Möglichkeiten ein, wie der Schuh in die Regenrinne gelangt sein könnte. Ja er denkt sogar darüber nach, was es für ein Schuh ist, wie er wohl aussehen mag. Auch möchte er wissen, was die Andere darüber denken. Voller Neugier liest er weiter und kommt von dem Schuh einfach nicht mehr los. Er ist sozusagen auf den Schuh gekommen.

Eine geniale Idee vom Autor und hervorragend umgesetzt. Die beiden Geschichten, in die wir in der Leseprobe hineinlesen durften, handeln von einem Mädchen, das nicht schlafen kann und einen dilettantischen, traurigen Einbrecher, der sich als „Exmann“ entpuppt. Beides in der Ich-Form erzählt, so dass die Gedanken der Protagonisten offen vor uns liegen, wir uns intensiv mit ihnen beschäftigen können. Luftig leicht, mit liebenswerter Sinnlichkeit philosophiert der Autor munter darauf los und lässt die Geschichten über den Schuh in unseren Köpfen lebendig werden.

Ein Buch, das mich bereits jetzt nicht mehr loslässt und das unbedingt von mir gelesen werden muss.