Über den Dächern von Paris

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savanna Avatar

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Irgendwo in Paris liegt ein Schuh auf einem Hausdach. Seltsam zwar, aber doch eigentlich kaum ein Grund, direkt einen ganzen Roman darüber zu verfassen?

Zehn Perspektiven auf ein und den selben Schuh - so wird uns der Episodenroman "Der Schuh auf dem Dach" angepriesen. Die Leseprobe umfasst zwei Anfänge der zehn zu erwartenden Episoden - die zum einen die Sicht eines kleinen Mädchens, zum anderen die Sicht eines geschiedenen Ex-Mannes darstellen. Dreh- und Angelpunkt des gesamten Buches ist 'der Schuh' - hier werden keine Personen in den Fokus gestellt, sondern ein Ort, ein Gegenstand und eine ungewöhnliche Begebenheit. Wie kommt ein einzelner Schuh auf ein hohes Dach? Wo ist das Gegenstück des ursprünglichen Schuhpaares? Und wer hat wohl je diesen Schuh getragen?

Das gewählte Thema und die Herangehensweise hat mich erfreulicherweise an die Autoren Michael Ende oder auch Jostein Gaarder erinnert. Das Buch scheint zudem mit deutlicher Bildsprache zu spielen wie in 'Die fabelhafte Welt der Amélie'. Die geballte Phantasie in diesem Buch reizt mich sehr. Um einen simplen Gegenstand herum eine Fülle von Geschichten erzählen zu können, braucht es einen großen literaischen Freiraum und viel Kreativität. Vincent Delecroix scheint das Prädikat eines Geschichtenerzählers zu verdienen. Wundervoll dazu ausgewählt wurde auch die Covergestaltung - ein farbenfroher Hingucker mit poetisch anmutender Stadt-Atmosphäre.

Einzig unschön am Schreibstil Delecroix fiehlen mir seine wiederholten Klammerungen im ersten Kapitel auf. Gedanken, die innerhalb von Dialogen in Klammern gesetzt werden, haben für mich immer einen Touch von 'schlechter Stil'. Entweder ausformulieren oder weg lassen, wäre da meine Devise.