Wie das Leben so spielt ...

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schlumbergera Avatar

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Die Leseprobe beginnt mit einem Traum - genauer gesagt, einem Alptraum, wie ihn wohl jede/r Berufstätige einmal haben kann: ein großer Deal wird aus eigener Schuld verbaselt. Delecroix lässt den Träumenden, der Vater einer kleinen Tochter ist, ungekünstelt und frisch erzählen, er kommt vom einen Thema zum anderen, schweift ein kleines bisschen ab, kommt wieder zum Thema zurück und so weiter. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, der Erzählende sitzt mir gegenüber und schwatzt mir zu, ohne Barriere zwischen Buch und mir. Das hat mir sehr gut gefallen, es war so nah und natürlich, wie ich es selten erlebt habe.

Realitätsnah war auch die Reaktion des Vaters auf die Geschichte seiner Tochter - eigentlich will er am liebsten zurück ins Bett, aber er weiß, dass er hier als Vater gefragt ist. Auch das ist etwas, was ich gut nachvollziehen kann und was hunderte von Eltern bestätigen können. Schön war die Reaktion auf das "Engel-Geheimnis": der Vater wiegelt nicht gleich ab, sondern erklärt die Geschichte so, dass das Kind sie verstehen kann, das fand ich sehr einfühlsam und liebevoll - eigentlich sogar vorbildlich für Eltern.

Das erste Kapitel endet überraschend und ich hätte gerne das verdutzte Gesicht des Vaters gesehen, wenn er den Schuh sieht.

Im zweiten Kapitel erfahren wir, wo der Schuh herkommt und wie er aufs Dach kommt. Das ist ebenfalls eine sehr schön beschriebene Situation und auch auf ihre Art witzig. Ein Einbrecher lässt sich von der Begegnung mit einem jungen Mann, dessen Bein amputiert ist, völlig aus dem Konzept bringen und kann an wenig anderes mehr denken, was zu sehr skurrilen Gedankengängen führt. Wir erfahren auch, wer der Einbrecher ist und warum er sich gerade diese Wohnung ausgesucht hat, was ebenfalls überraschend ist. Die Stimmung in diesem Kapitel ist tragisch und komisch zugleich. Der Einbrecher denkt ständig an den behinderten jungen Mann und vergleicht ihn mit sich und den Wohnungseigentümern, seine Gedanken drehen sich im Kreis und zum Schluss muss er erkennen, dass er als Einbrecher gar nicht geeignet ist, trotz aller "Übungen" aus verschiedenen Fernsehserien.

Auch das Ende des zweiten Kapitels war überraschend, gleichzeitig witzig und ein bisschen traurig. Sehr schön!

Viele Grüße von Annabas ![](http://www.vorablesen.de/modules/fckeditor/fckeditor/editor/images/smiley/msn/regular_smile.gif)