Wie kommt der Schuh auf das Dach?

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anonymous Avatar

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Wer sich nur eine Antwort auf diese Frage erhofft, wird von dem Buch „Der Schuh auf dem Dach“ vermutlich schwer enttäuscht sein. Aber vielleicht wird er beim Lesen auch merken, dass es überhaupt nicht darum geht, wie der Schuh auf das Dach kommt.

Schon die ersten beiden Geschichten aus der Leseprobe haben mich sehr für sich eingenommen, doch als das Buch bei mir ankam, habe ich festgestellt, dass die anderen Geschichten sie sogar noch übertreffen. Die zehn Kurzgeschichten erzählen auf sehr unterschiedlich Weise die Geschichten von völlig unterschiedlichen Menschen, die auf den ersten Blick nichts gemeinsam haben. Bei näherer Betrachtung fällt allerdings auf, dass allen Protagonisten in ihrem Leben etwas fehlt, auch wenn sie nicht immer wissen was dieses etwas ist. Die Geschichten hängen auch mehr oder weniger offensichtlich miteinander zusammen, was oft nur aus einem kleinen Nebensatz ersichtlich wird, aber wieder neue Erkenntnisse erschließt. Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen den Geschichten ist natürlich der Schuh, der ja auch dem Buch seinen Titel gab und der in jeder Geschichte seinen Platz findet, allerdings auf so unterschiedliche Art und Weise, dass völlig verschiedenen Aspekte des Lebens sichtbar werden, eine der Geschichten ist sogar aus Sicht eines Hundes. Das wunderbare an den Geschichten sind die philosophischen Denkansätze, wer sich ein wenig mit den griechischen Philosophen der Antike auskennt, wird hier viele alte Bekannte treffen. Was mir besonders gut gefallen hat, war dass die Denkanstöße in kleinen Häppchen verabreicht wurden und in eine wunderbare Sprache verpackt waren. Durch das ganze Buch zieht sich eine Mischung aus Leichtigkeit und Melancholie, die sehr gut lesbar ist und fast unbemerkt schleichen sich manche Zitate und Andeutungen am Leser vorbei, wenn dieser nicht aufpasst… Jedem, der eine schöne Sprache liebt, sich gerne zum nachdenken anregen lassen will und offen für die philosophischen Fragen des Lebens ist, kann ich dieses Buch, das süß und bitter zugleich ist, wie eine Tafel Schokolade, nur empfehlen.