Interessanter Urban-Fantasy-Roman mit kleinen Schwächen

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Römische und griechische Mythologie, übernatürliche Fähigkeiten und ein tödlicher Fluch um eine Liebe, die nicht sein darf - der von Greta Milán erschaffene Jugendroman "Der Schwur der Göttin: Beyond Eternity" (Ravensburger Verlag, September 2021) erfüllt alle Voraussetzungen für ein mitreißendes Leseerlebnis, zumindest in der Theorie. In der Umsetzung gab es ein, zwei Punkte, die mir weniger gut gefallen haben. Das mit goldenen Elementen verzierte Cover hat jedoch auf voller Länge gepunktet – was für ein Hingucker im Bücherregal!

Vom Setting war ich ehrlich gesagt enttäuscht. Die Geschichte spielt im U.S. Bundesstaat Tennessee und abgesehen von eingestreuten Ortsnamen hätte sich die Handlung an jedem x-beliebigen Ort zutragen können - null Südstaaten-Flair.

Mit den Figuren wurde ich nicht 100%ig warm – irgendetwas hat einfach gefehlt, um ihnen mehr Tiefe zu verleihen bzw. meine Bindung zu ihnen zu stärken. Die weibliche Hauptprotagonistin hat viele lobenswerte Eigenschaften, speziell ihre Tierliebe hat mich begeistert, ebenso ihre Hilfsbereitschaft. Doch ihren Eltern gegenüber verhält sie sich zeitweise bockig, und um ihre Gunst zu erlangen, reichen ein attraktives Aussehen in Kombination mit unberechenbarem Verhalten. Abgesehen davon waren die Figuren zu Beginn allesamt enorm klischeehaft ausgearbeitet. Nayla ist die "sexy" Schönheit, die sich selbst aber nicht sonderlich hübsch findet und nicht viel auf Make-up und Kleidung gibt. Ihre aufgedrehte beste Freundin Dee ist ein Quell stetiger Fröhlichkeit, zumindest bis sie Naylas Verhalten nicht nachvollziehen kann, dann wird es ziemlich anstrengend mit ihr und man würde die betreffenden Szenen am liebsten skippen – was natürlich nicht geht, für den Fall, dass man ansonsten womöglich eine wichtige Entwicklung verpasst. Dann gibt es da noch die beiden Austauschschüler alias Hotties, die sämtlichen Mädels den Kopf verdrehen: Cyrian (der stille, mysteriöse, verschlossene, düstere Typ = Bad Boy) und Philemon (aufgeschlossener, kommunikativer Spaßvogel, der nie um einen frechen Spruch verlegen ist = Good Guy). Und keine High-School-Story wäre vollständig ohne die Oberzicke, die auch hier nicht fehlt: Shelby ist die Tochter des Bürgermeisters, Cheerleaderin, optisch wunderschön und charakterlich ein hinterhältiges, oberflächliches Biest.

Der lockere Schreibstil eignet sich prima für ein Jugendbuch, auch aufgrund der oft von Humor geprägten Dialoge. Die Geschichte startet rasant, doch gerade im Mittelteil ebbt die Spannung über längere Passagen ab und es passiert (zumindest gefühlt) relativ wenig, was die Story vorantreibt. Insbesondere die Szenen, in denen die Hintergründe gewisser Gottheiten erklärt werden, empfand ich als trocken und auch als unnötig kompliziert beschrieben (speziell für jene Leser/innen, die sich noch nicht mit der entsprechenden Mythologie befasst haben), zumal die potentielle Love Story sowie ein großes Freundschafts-Drama dem Fantasy-Anteil ohnehin ganz klar den Rang ablaufen. Gegen Ende geht es dann Schlag auf Schlag, viel Action wird auf wenige Seite gequetscht. Wer keine Cliffhanger mag, sollte mit der Lektüre eventuell bis zum Erscheinungstermin von Band 2 warten und dann gleich doppelt zuschlagen. ;-)

Fazit: Nicht ganz so fesselnd wie erhofft, hauptsächlich aufgrund der eindimensionalen Charaktere, aber prinzipiell kein schlechtes Buch. Für meinen Geschmack wurden bei dieser vielversprechenden Grundidee die falschen Story-Elemente priorisiert, daher vergebe ich 3 Sterne.