Wo bleibt die römische Mythologie?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
emmy29 Avatar

Von

Seitdem Nayla auf wundersame Weise einen Autounfall ohne einen Kratzer überlebt hat, häufen sich kuriose Ereignisse. Es tauchen zwei mysteriöse Jungs in ihrer Schule auf, die etwas Göttliches zu verbergen haben. Besonders Cyrian hat es ihr angetan und es zieht sie immer wieder zu ihm, obwohl sie wissen, dass eine Liebe zwischen ihnen sie beide in Lebensgefahr bringen wird…

Ich liebe Bücher mit griechischer und römischer Mythologie, sodass ich bei diesem Exemplar natürlich direkt neugierig war. Das Cover erinnert mich ehrlich gesagt an eine königliche Medusa und das mag ich ganz gerne.

Wenn man die grundsätzliche Handlung mit anderen Geschichten aus diesem Genre vergleicht muss man schon sagen, dass es viele Ähnlichkeiten gibt. Ein Mädchen ist auf einer besonderen Art und Weise außergewöhnlich und zwei plötzlich auftauchende Jungs sind an ihrer Seite. Dann wird alles mit einer komplizierten Liebesgeschichte kombiniert, die einen Großteil des Buches dominiert. All dies ist meiner Meinung nach nicht außergewöhnlich, aber es scheint im Jugendgenre begeisterte Leser gefunden zu haben, sonst würde es nicht so viele Bücher mit einer ähnlichen Handlung geben – und grundsätzlich habe ich daran auch überhaupt nichts zu bemängeln, nur hat mir hier die Tiefe und etwas Individualiät gefehlt.

Charakterlich ist die Hauptprotagonistin Nayla ein klassischer Teenager. Naiv, selbstbewusst und von ihren Eltern schwer zu händeln. Und sie ist sehr dazu geneigt offensichtliche Zeichen für ihren Zustand zu ignorieren und stattdessen auf andere Menschen in ihrem Umfeld sauer zu sein, indem sie diesen nicht zuhört und als verrückt abstempelt. Bei den ganzen Steits mit ihren Eltern hätte ich sie am liebsten am Kragen gepackt und sie dazu gezwungen sich hinzusetzen, leise zu sein und sich gefälligst helfen zu lassen.
Kommen wir zur Liebesgeschichte. Cyrian war mir direkt sympathisch und ich konnte seine Motive und Handlungen vom ganzen Herzen aus verstehen. Wie es die Grundhandlung zulässt gibt es viele Auf und Abs in der Beziehung zwischen ihnen. Diese kann ich aber durch das ganze Gefühlschaos verstehen. Denn Gefühle sind nicht rational und verleiten einem dazu nicht auf den Kopf zu hören – besonders bei Liebe.

Das Buch besitzt rund 440 Seiten und bietet genug Raum, um eine handlungsreiche Geschichte zu schaffen. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass sich der Anfang sehr gezogen hat. Die Liebesgeschichte und das Drama mit ihren Eltern nahmen einen Großteil der Geschichte ein und damit wurden die fantasiereichen Elemente und die römische Mythologie etwas zurückgedrängt. Erst gegen Ende haben wir als Leser mehr erfahren. Dies hängt auch mit den Schreibstil zusammen. Stellenweise ist er sehr detailliert, sodass manche Szenen gerne ausgeschmückter wurden – und dies war besonders bei den Erfahrungen und Sichtweisen von Nayla der Fall. Dadurch litt der göttliche Handlungsstrang etwas.
Das Wissen, welches wir beim Ende vom ersten Band erhalten kann auch ein guter Start in den zweiten Band der Dilogie sein. Ich bin gespannt, wie die Autorin das grundsätzliche Problem lösen wird, aber ich werde wahrscheinlich nicht den zweiten Band lesen, obwohl mich die Auflösung schon sehr interessieren wird. Auch kann ich mir vorstellen, dass man mehr in die göttliche Welt entführt wird und dadurch ein neuer Blickwinkel geschaffen wird.

Fazit: Das Buch konnte mich vom Cover her überzeugen, allerdings hatte ich wohl bei Nayla mit ihrer naiven und unreflektierten Art Probleme, als auch mit dem Plot. Eine Menge Dramatik und ein großteil der Liebesgeschichte fanden im Buch Platz, allerdings kam dabei die römische Mythologie etwas zu kurz. Von mir gibt es 3 – 3,5 Sterne.