Sture Bergwall - der größte Justizskandal

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patenkind91 Avatar

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Sture Bergwall wird ohne Indizienprozess, allein aufgrund seiner Geständnisse, für Morde verurteilt, die er nie begangen hat. Wenn ich das Buch nicht gelesen hätte, wäre es für mich unverständlich gewesen, dass es solche Justizirrtümer überhaupt gibt.
Sture Bergwall ist psychisch nicht sehr stabil, er ist ein drogenabhängiger kleinkrimineller, der in die geschlossene Psychiatrie in Säter eingewiesen wird. Sture fühlt sich dort eigentlich ganz wohl, so lange er seine Medikamente bekommt. Er genießt einen gewissen Luxus, da er sich auf der Station sehr frei bewegen kann (auch mit Freigang). Die Räumlichkeiten in denen er untergebracht ist, sind sehr komfortabel. Als seine Therapeuten andeuten, dass man ihn in einiger Zeit aus Säter entlassen würde fängt er an, ein Lügenkonstrukt aufzubauen. Er spricht davon jemanden ermordet zu haben, erzählt Details, die er sich selbst ausgedacht hat und verfällt in Panikatacken, sobald er sich detailliert erinnern soll. Margit Norell, die zahlreiche Psychologen und Psychotherapeuten, die in der Klinik arbeiten, supervidiert nimmt zunehmend immer mehr Einfluss auf die Therapie von Sture und spricht grundsätzlich von frühkindlichen traumatischen Erlebnissen, die Sture gehabt haben soll.
Das Buch ist sehr interessant geschrieben und gleichzeitig ist es erschreckend wie viel Einfluss eine einzige Person auf die ganze therapeutische Arbeit einer Klinik haben kann. Für die ausführliche Recherche und spannende Berichterstattung gibt es 5 Punkte.