Griech. Mythologie neu erzählt

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"Der Sohn des Odysseus" - das ist ein Klassiker der griech. Mythologie, der hier weitestgehend kindgerecht und auf fantastische, fesselnde und faszinierende Weise, ganz neu erzählt wird. Ein spannendes Abenteuer für junge und junggebliebene Leseratten.
Der 11 jährige Telemachos, Sohn von Königin Penelope und König Odysseus, hat seinen Vater, der vor 10 Jahren in den trojanischen Krieg zog und auch nach dessen Ende nicht zu seiner Familie zurückgekehrt ist, nie wirklich kennengelernt. Eben jenen Odysseus, der bspw. den glorreichen Einfall mit dem Trojanischen Pferd hatte und zu dem alle Menschen weit und breit aufsahen. Sehnsucht macht sich bald in Telemachos breit. Und so begint er sich auf abenteuerliche Reise, um seinen Vater endlich wiederzufinden und die in ihm brennenden Fragen loszuwerden.
Schon das einzigartige Cover, mit der prunkvoll silberglänzenden Darstellung zweier Schiffe auf rauer See, von Ishtar Bäcklund Dakhil, machen es wert in dieses Buch reinzuschnuppern. Die kunstvollen Illustration lassen sich auch im Buch selbst auf vielen Seiten wiederfinden und ergänzen das geschichtsträchtige Werk und die eigene Fantasie.
Eingebettet in die griech. Mythologie erzählt die Autorin, Annika Thor, aus Sicht des jungen Telemachos, der anders als sein Vater, eher schüchtern und schwächlich wirkt und unter Gleichaltrigen kein hohes Ansehen genießt. Thor fokussiert sich in der Beschreibung des Hauptprotagonisten auf zwei entscheidende psychologische Thematiken - einerseits der Sehnsucht nach seinem Vater und ihm als Vorbildfunktion; auf der anderen Seite beleuchtet sie Telemachos Selbstzweifel, niemals mit seinen Vater mithalten und ihm geredet werden zu können. Gern hätte ich mehr über Telemachos selbst, außerhalb seiner Beziehung zu seinem Vater, erfahren. Für junge Menschen, die sich selbst in der (Persönlichkeits-) Entwicklung befinden, sicher spannend zu erlesen, wie sich Telemachos von Gesellschaft und Vater löst und emanzipiert und endlich seinen eigenen Weg geht. Wenn auch sehr spannend zu begleichen, aus meiner Sicht mit einer Altersangabe ab 14 Jahren weitaus besser bedient. Obwohl in einem lockeren Schreibstil und auf sehr poetische Weise erzählt, gehören Themen wie Beischlaf, Schwängern von Sklavinnen oder auch die blutigen Darstellungen von Krieg und Schlachtfeld, nicht in die Lebenswelt eines jungen Menschen. Wer sich für Mythologie interessiert oder etwas über die Odyssee lernen möchte, ist mit diesem Werk jedoch sehr gut bedient.