Der Heilige von Staten

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fiammetta Avatar

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Im Hochsicherheitsgefängnis Staten ist nicht der Pastor für das Seelenheil zuständig, sondern ein Häftling - Sonny, ein Junkie, nah der 30, der jünger wirkt, als er ist. Er nimmt das Leid der anderen auf sich und dies nicht nur im übertragenen Sinne. Stoisch hört er die Beichten der Verbrechen der Mithäftlinge an, ruhig segnet er sie, still macht er die Untaten anderer zu den seinen - auch die desjenigen, der eigentlich an seiner Stelle den anderen Trost bringen sollte, des Pastors. Sein Lohn: weitere Zeit im Gefängnis und regelmäßige Belieferung mit Heroin. 'Seine Heiligkeit' scheint nach 12 Jahren Haft mit sich und den Bedingungen im Reinen zu sein, er ist der ideale Sündenbock für die Gefängnisleitung und Feuerversicherung für die anderen Häftlinge. Wer jedoch Jo Nesbos Romane kennt, weiß, dass es so nicht bleiben wird. Sonny wird aus diesem System ausbrechen und es dadurch ins Wanken bringen. Der Heilige von Staten wird sich aufmachen, um zu richten und Gerechtigkeit einzufordern - als Sohn für den Vater.
Nesbo bleibt seinem gewohnten Stil treu. Die Hauptfigur schleicht sich unauffällig ins Bild, die Problemlage breitet sich wie ein Panorama ganz langsam vor den Augen des Lesers aus. Nach wenigen Seiten ist die Problematik klar - ganz unaufgeregt, als würde nicht bereits auf der dritten Seite ein furchtbarer Mord geschildert. Man ahnt, dass der Schlüssel zum ganzen Geschehen die einzige Figur sein wird, die auf den ersten 30 Seiten nur wenige Sätze sagt. Sonny, der Stille, wird der Richter sein, von dem in dem vorangestellten Bibelzitat die Rede ist. Aber wie? Was weckt ihn auf? Wie stellt er es an?