Geheimnisse

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noiram Avatar

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Der vorliegende Einblick in Eva Völlers "Der Sommer am Ende der Welt" entführt die Lesenden auf die Insel Borkum, allerdings nicht nur idyllisch. Die Leseprobe beginnt mit einem Prolog aus dem Jahr 1963, in dem eine Frau ihre tiefe Verzweiflung im Watt herausschreit – das ist schon mal ein sehr emotionaler Start. Es deutet darauf hin, dass die Vergangenheit eine große Rolle spielt und es hier um ernste Themen geht, was auch die Triggerwarnung zu ehemaligen Kindererholungsheimen bestätigt.
Im Hauptteil begleiten wir Hanna, die mit ihrer fast sechzehnjährigen Tochter Katie auf dem Weg nach Borkum ist. Man merkt schnell, dass die Beziehung zwischen Mutter und Tochter etwas angespannt ist, weil Katie eigentlich lieber woanders wäre. Hannas Reise ist keine reine Urlaubsreise; sie recherchiert über sogenannte "Verschickungskinder" und die schlimmen Erlebnisse in den damaligen Heimen, weil auch ihre Mutter betroffen war. Das ist ein wirklich interessantes und wichtiges Thema, das zum Nachdenken anregt.
Die Atmosphäre auf der Inselbahn ist zunächst ganz normal, bis es zu einem Schreckmoment kommt, als der Zug abrupt hält und ein Unfall vermutet wird. Glücklicherweise ist es nur ein demoliertes Fahrrad, aber in diesem Moment trifft Hanna auf einen Mann, bei dem sie ein starkes Déjà-vu hat. Das lässt auf eine spannende Wendung hoffen und macht neugierig, wie sich die Geschichte entwickelt und welche Geheimnisse noch gelüftet werden.
Insgesamt ist der Stil flüssig zu lesen und fesselt, auch wenn die Sprünge zwischen den Zeiten anfangs etwas gewöhnungsbedürftig sind. Das Thema ist ernst, aber gut verpackt.