Bretonisch für Anfänger

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buecherwurm Avatar

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Das verträumte Cover wirkt etwas zu romantisch für den Inhalt. Hier steht zwar eine Sechzehnjährige mit ihrem gleichaltrigen Freund im Vordergrund, allerdings wird sofort klar, dass die Beziehung der beiden keine Zukunft hat. Es handelt sich bei Hélène um eine bildungshungrige Schülerin, die sich für ihre, klischeehaft elegante Literaturlehrerin aus Paris begeistert. Ein zweites Klischee, der Freund, ein aufmüpfiger Revoluzzer, der von dieser Dame verführt wird. Und Klischee Nummer drei, der charmante Schriftsteller mit Schreibblockade, der für die Sechzehnjährige interessanter als der überambitionierte Aktivisten-Freund ist. Außerdem ein Rückblick in die Vierziger, ein vergewaltigtes Hausmädchen. Leider erzählt der Klappentext schon viel zu viel.
Wie das alles zusammenhängt, weiß man bereits nach dessen Lektüre. Warum also sollte man das ganze Buch lesen?
Es gibt wunderbare Einblicke in das dörfliche Leben der Bretagne. Und zwar nicht den Teil der Bretagne an der Küste, Ziel vieler Touristen, sondern 40 km ins Landesinnere. Die schroffe Landschaft mit ihren wenig offenen Bewohnern, aber auch Personen, die aus dem Rahmen fallen, Hélène und ihr Vater, der als Hausmann allen suspekt ist. Man erfährt eine Menge Einzelheiten aus dem keltischen Erbe, vertreten von der diplomierten Druiden-Oma des Mädchens. Sogar die Sprache der Bretonen wird erläutert.
So hat der Roman, ähnlich wie ein Regionalkrimi, durchaus seinen Reiz für Liebhaber der Bretagne!