Finistère

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Wer hier eine leichte Sommerlektüre mit Liebe und Herz erwartet und erhofft, dürfte wahrscheinlich enttäuscht sein, zumindest aber falsch liegen. Über dem gesamten kurzen Roman liegt eine melancholische Grundstimmung. Insoweit passt das Cover mit seinen gedämpften Farben dazu.

Die jugendliche Hélène, die weltoffene Lehrerin Marguerite und die verwitwete Ladenbesitzerin Odette treffen in einem kleinen bretonischen Dorf aufeinander. Hélène sucht noch nach ihrem Weg im Leben, ist begeistert von Marguerite, die ihr literarisches Talent fördert und sie unterstützt. Zudem fühlt sie sich zu Marguerites Ehemann und Schriftsteller Raymond stark hingezogen. Die Lehrerin bringt Pariser Flair in das abgelegene Dorf und sucht dort heimlich nach ihrer Mutter. Odette wiederum wurde als junges Mädchen in Paris von ihrem Dienstherrn vergewaltigt und kehrte einst traurig und enttäuscht in ihr Heimatdorf zurück. Die Schicksale der Hauptpersonen werden über verschiedene Zeitebenen zusammengeführt.

Die Eigenheiten des abgelegenen französischen Landstrichs hat Claire Léost gut herausgearbeitet, auch ihr Sprachstil gefällt mir. Das Finistère, das Ende der Erde, mit seinem regnerisch verhangenen Himmel, mit seiner schroffen Landschaft hat auf seine Bewohner abgefärbt und sie eigenbrötlerisch, aber auch stolz werden lassen. Yannick, Hélènes Freund, verkörpert das Aufbegehren gegen den französischen Zentralismus und hängt einem manchmal gefährlichen Nationalismus an, Alexine, Hélènes Großmutter steht als Druidin und Kräuterfrau für das Geheimnisvolle und Mystische. Ansonsten erscheint die gesamte Geschichte wie der bloße Entwurf für einen Roman, Vieles bleibt nur angerissen und nicht ausgearbeitet, und das Handeln der Personen wirkt oft nicht plausibel auf mich. Je weiter ich gelesen habe, desto weniger konnte das Buch mich begeistern.