Mehr Roman-Skizze als Roman

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casanni Avatar

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Die Pariser Lehrerin Marguerite ist auf der Suche nach ihrer Mutter mit ihrer Familie in die Bretagne gereist, um dort an einer Schule Literatur zu unterrichten. Dort schlägt ihr zunächst der Vorbehalt der Bretonen gegenüber den Hauptstädtern entgegen und nach einigen Verwicklungen und vielen Nebensträngen der Erzählung wird dann schließlich auch die Frage nach ihrer Mutter geklärt.
Leider ist das gesamte Buch wie eine hastige Nacherzählung geschrieben. Die vielen Nebenstränge - Identität der Bretonen, Marguerite als Lehrerin für französische Literatur, das coming of age ihrer Schülerin Hélène, die Krebserkrankung von Hélènes Vater, die Geschichte von Odette etc. - werden regelrecht kurzatmig abgehandelt und teilweise auch merklich schulmeisterlich in die Erzählung gezwängt, wenn etwa typische bretonische Sprach- oder Charaktereigenschaften eingefügt werden.
Weder werden die Charaktere entwickelt noch wird eine Stimmung aufgebaut, so dass ich weder mit einer Person mitfühlen konnte, noch mich in die Gegend der Bretagne versetzt gefühlt habe. Sprachlich sind sehr wohl viele kleine Perlen zu finden, die aber leider in der oberflächlichen Abhandlung der Geschichte recht verloren und deplatziert wirken. Sehr schade.
Ich kann mir allerdings sowohl vorstellen, dass man aus diesem Material einen guten Roman schreiben, als auch einen guten Film machen könnte. Nur, in dieser Form, ist das nichts Empfehlenswertes.