Meisterhaft

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rebeccawinter Avatar

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Über die Ostertage war ich hier und doch fort - in der Bretagne. Der Regen klatschte an die Fensterscheiben und es war der Regen und der Wind um das kleine Dorf Le Bois d én Haut. Salz-Karamell auf der Zunge und den Kopf vergraben im Buch. Am Nachmittag bin ich aufgetaucht. Benommen, überrascht von diesem Büchlein. Was für ein Glück, es gelesen zu haben!

Das Cover des Schutzumschlages zeigt eine wohl bretonische Landschaft am Meer in süßlich anmutendem Abendlicht. Und führt damit völlig aufs Glatteis. Das Meer spielt nur eine Nebenrolle, tatsächlich ist die Geschichte im Innern der Bretagne angesiedelt. Hier ist der Wald um das Dorf die bestimmende Kulisse. Auch hat die Erzählung überhaupt nichts Verträumtes, Romantisches.
Ein weiteres Manko ist für mich der Klappentext, der zu viel verrät (zum Glück habe ich den erst nach dem Roman gelesen).
Insgesamt finde ich daher, dass die Buchgestaltung besser hätte sein können.

Der Roman selbst ist meisterhaft:

Die Begegnung der jungen Helene mit der kapriziösen Pariserin Marguerite, die familiären Verstrickungen und die Entwicklung der Geschichte sind spannend und die Handlung steigert sich zu einem beklemmenden Ende. Selbst aus einem kleinen Dorf stammend und in einem anderen kleinen Ort wohnend, empfand ich die Personen absolut authentisch, den Handlungsfaden stimmig und die Atmosphäre sehr gut vermittelt. Das dörfliche Leben mit seinem geregelten, aber auch einengenden Leben. Alte Bräuche, touristisch überhöht zum Mummenschanz. Und die Sehnsucht nach Mehr mit Angst vor dem Neuen.
Vielleicht wird der erste Roman von Claire Lèost auch noch ins Deutsche übersetzt. Ich wünsche es mir. Und vielleicht gibt es bald ein weiteres, neues Buch von dieser wunderbaren Schriftstellerin.
Meine absolute Leseempfehlung!