Raffiniert konstruiert

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litera Avatar

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Cover und Titel dieses Buches kommen sehr harmlos daher. "Der Sommer in dem alles begann" kann alles und nichts heißen und lässt den Leser im Ungewissen.
Das Thema ist jedoch interessant: Die Geschichte von Hélène entfaltet sich aus der heutigen Perspektive, der Leser wird mit den Stichworten "Flucht" aus der Bretagne, "zwei Leichen" und "Katastrophe" mit hineingenommen. Die Neugierde ist von Anfang geweckt, die Spannung geschaffen.
Sehr raffiniert konstruiert Claire Léost den Rahmen und die einzelnen Erzählstränge. Dabei ist die Geschichte dreier Generationen mit der Geschichte und der kulturellen Identität der Bretagne verwoben.
Bretagne einmal anders - die Autorin nimmt einen authentischen Blick auf die Bretagne und die Bretonen ein, weg von den typischen klischeehaften Darstellungen, die häufig anzutreffen sind. Gewidmet ist das Buch passend den "Bretonen, die irgendwann einmal fortgegangen sind". Die einzelnen Personen sind glaubhaft dargestellt, auch mit deren Entwicklung geht der Leser gut mit. Das Ende kommt etwas temporeich und knapp daher, ein zentrale Ereignis des Buches, Marguerites Suche nach ihrer Mutter, wird fast schon schmerzhaft kurz abgeschlossen, die Geschichte ist jedoch stimmig.
Es ist ein kurzweiliges Lesevergnügen und dieses Buch beweist erneut, dass nicht die Menge an Seiten entscheidend ist, sondern ihre Qualität.