Ein unwahrscheinliches Abenteuer

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gudrun_4 Avatar

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Der Roman ist in vier verflochtene Erzählstränge gegliedert: der Eselsführer Otto, die angehende Journalistin Ellen, der junge Polizeiwachtmeister Nils und - fast beiläufig - Albert Einstein; allerdings nicht in Ich-Form - sondern wie von außen blickend erzählt. Hierbei sind Ellens und Nils‘ Erlebnisse zeitlich ziemlich synchron dargestellt und tragen weitgehend die Handlung.
Die aufwändige Einführung des alt gewordenen Jungen Otto mit seinen Erinnerungen an die Jubiläumsausstellung 1923 in Göteborg hat mich etwas verwirrt. Irgendwie musste da doch mehr kommen als die bloße Erwähnung im täglichen Programmzettel der Ausstellung. Doch genau wie die umständliche Geschichte von der Ermordung eines Polizisten und der nachfolgenden Beförderung einer weiteren Hauptgestalt des Buches arbeitete sich das Geschehen zäh auf den eigentlichen Höhepunkt des Geschehens hin, der sich dann mit Hilfe zahlreicher unwahrscheinlicher Zufälle in Wohlgefallen mit leicht fadem Beigeschmack auflöste.
Auch blieb die Frage offen, war Einstein wirklich so weltfremd, dass er den Vorfall im Zug nicht angezeigt hat?
Wenn man nur Unterhaltung gesucht hat, dann war es leichte, locker und stückweise sogar recht spannend erzählte Kost. Wenn man mehr Hintergründe über die Anfeindungen Einsteins und die Machenschaften deutscher Antisemiten erfahren wollte, oder gar darüber, warum Einsteins Theorien in deren Augen so gefährlich sein sollten, dann wird man enttäuscht.
Pickt man sich allerdings die erzählerischen Passagen, Milleuschilderungen usw. ohne jeden Bezug zur Handlung heraus, dann findet man wahre Perlen.
Mir gefielen am besten die stimmungsvollen Glossen, die Ellen für die Ausstellungszeitung verfasst hat, bzw. wie sie darüber nachgedacht hat. Es wurde ja nicht alles gedruckt. Die Leichtigkeit, die das Cover vermittelte, kam jedoch in dem weitgehend verregneten Sommer nicht mehr so zum Tragen. Glanzstücke der Autorin waren die Schilderungen des Altwerdens von Otto zu Beginn und die der Nobelpreisvorlesung aus der Sicht des dreizehnjährigen Otto gegen Ende und seine abschließende Einschätzung, wem Einstein dankbar sei sollte. Aber ich möchte hier nicht zu viel verraten.
Insgesamt erschien mir das durchaus lesenswerte Buch nicht ganz ausgewogen.