Einfach nur schön

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marialein Avatar

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Albert Einstein sorgte mit seiner Relativitätstheorie seinerzeit für reichlich Polemik. Die Einen waren begeistert und feierten die neue Sicht auf Zeit und Raum, die Anderen feindeten ihn an, weil er die göttliche Ordnung in Frage stellt, weil er angeblich keine seriöse Wissenschaft betreibt, weil er Jude ist und überhaupt… Und kaum irgendjemand von ihnen verstand die so viel diskutierte Theorie. Das brachte das Nobelkomitee in die Zwickmühle – einerseits wollten sie den genialen Wissenschaftler für seine Arbeit ehren, andererseits waren die kritischen Stimmen gegen die Relativitätstheorie schwer zu ignorieren. Schließlich bekam Einstein den Nobelpreis für eine ganz andere Entdeckung verliehen. Doch um das Preisgeld zu bekommen, musste er zuerst nach Göteborg reisen und auf der gerade stattfindenden Jubiläumsausstellung eine Rede halten.

Eng mit dieser Ausstellung verbunden sind auch die Schicksale von Otto, dem Waisenjungen mit seinem Esel Bella, Ellen, der Journalistin für die Jubiläumszeitschrift Schwert und Krone, und Nils, dem Polizisten. Ellen entdeckt, dass es Pläne gibt, Einstein verschwinden zu lassen und wendet sich an Nils, der der Sache auf den Grund gehen will. Bald stößt er darauf, dass ein Betrüger namens Paul Weyland hinter Einstein her ist. Und er hat offenbar gute Beziehungen und finanzielle Mittel, die er einsetzen kann, um sein Ziel zu erreichen…

Der Roman lebt von den wunderbaren Bildern, die rund um die Jubiläumsausstellung heraufbeschworen werden – Flugmaschinen, Kinderparadies, extravagante Restaurants und Tanzsäle, Ausstellungen und Tagungen zu allen nur erdenklichen Themen, ja selbst das Wetter gibt dem Erzählten eine ganz eigene Note. Genauso prägen aber auch die sehr sympathischen Hauptprotagonisten das Leseerlebnis. Ellen mit ihrer Natürlichkeit und Begeisterung für ihren Beruf, Nils als engagierter Kämpfer für Sicherheit und Gerechtigkeit, Otto als einziger Ich-Erzähler, der noch einmal eine neue Perspektive auf die Zeit vor und nach der Ausstellung gibt, und natürlich Albert, der als charismatischer, etwas verschrobener Wissenschaftler insgesamt ganz gut getroffen scheint – in alle Personen kann man sich gut hineinversetzen.

Natürlich weiß man auch ohne große Recherchen zum historischen Hintergrund des Romans, dass Albert Einstein damals nicht ermordet wurde. Ein Kriminalroman ist es in diesem Sinne also nicht. Dennoch ist das Ganze sehr spannend aufbereitet. Die Handlungsstränge greifen so geschickt ineinander, dass man als Beobachter über die Zufälle und Verstrickungen nur staunen kann wie die Ausstellungsbesucher über all die neuartigen Ausstellungsstücke.

Ein wunderbarer Roman voller Einfallsreichtum, unerwarteten Wendungen und erzählerischer Leichtigkeit.