Göteborg im Jahr 1923: Eine neue Zeit bricht an

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strickleserl Avatar

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Eine Stadt feiert den Fortschritt und lädt zu ihrem 300jährigen Bestehen ein. Von Mai bis September füllen sich die Straßen Göteborgs mit Gästen aus aller Welt. Auch der berühmte Albert Einstein wird erwartet, der als Nobelpreisempfänger eine Rede halten soll. Sein Zug fährt ein, aber Einstein steigt nicht aus. Er ist spurlos verschwunden.

Diese Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Ellen freut sich über ihren ersten richtigen Job, auch wenn sie dafür keine Bezahlung erhält. Sie darf Artikel für die ausstellungseigene Tageszeitung schreiben. Das Schreiben hat sie schon immer fasziniert, und auf diese Weise bekommt sie einen Einblick in die verschiedenen Facetten dieser aufregenden Ausstellung. Sie steht zum ersten Mal auf eigenen Füssen, und sie genießt diese Freiheit und neugefundene Selbstständigkeit.

Der 13jährige Otto ist ebenfalls dabei. Als Greis erinnert er sich später an diese besonderen Monate. Er stammt aus einfachen Verhältnissen, aber weil die Eselin Bella nur ihm vertraut, darf er mit ihr zur Ausstellung reisen. Abwechselnd werden Kinder auf ihrem Rücken durch die Ausstellung geführt.

Dann ist da noch Nils, ein eifriger Polizist. Wenn etwas seine Aufmerksamkeit gefesselt hat, setzt er seine Recherchen auch außerhalb der Dienstzeit fort. Bei der Ausstellung hat er viel zu tun, denn es gibt einige, die diesen Rummel ausnutzen, um ihre finsteren Pläne auszuführen.

Und dann ist da noch der sympathische Herr Einstein, noch nicht mit der wilden grauen Haarpracht, die alle so gut kennen. Er ist Jude, und das bekommt er in seiner antisemitischen Heimat mehr und mehr zu spüren. Feinde zweifeln an der Richtigkeit seiner Erfindungen. Doch er ist entschlossen sein Preisgeld abzuholen, denn damit soll die Ausbildung seiner Söhne abgesichert werden.

Dieses Buch erzählt in leichter und spielerische Weise aus wechselnden Perspektiven von einem aufregenden Sommer. Das Verschwinden Einsteins steht nicht im Mittelpunkt. Auch wenn der Leser viel über diesen eindrucksvollen Mann erfährt, ist es die ganze Atmosphäre, die dieses Buch lesenswert macht. Die Stimmung der Menschen wird gut wiedergegeben, ob die Aufregung angesichts moderner Erfindungen wie die Luftfahrt, oder die betrübte Stimmung wegen wochenlangem Regen.

Albert Einstein sinniert im Buch über seine Kindheit, „Seine Kindheit war so friedvoll gewesen, seine Entwicklung gemütlich langsam…“ Diese Beschreibung trifft auch auf dieses Buch zu. Es entsteht eine zarte Romanze, die Heldin gerät in große Gefahr, und es gilt einen berühmten Physiker zu retten, und doch ist dieses Buch insgesamt eher friedvoll und gemütlich langsam. Ein fauler Nachmittag an einem Strand oder ein Picknick unter Wissenschaftlern, gemütliche Szenen sorgen für eine angenehme Lektüre. Selbst die spannende Verfolgungsjagd hat witzige Elemente.

Fazit: Eine angenehm leichte Sommerlektüre, die auf wahre Begebenheiten beruht. Die Stimmung einer europäischen Stadt im Jahr 1923 wird gut wiedergegeben, gepaart mit einer guten Mischung aus Spannung, Romantik und Witz. Empfehlenswert!