Zu viel gewollt

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rebekka Avatar

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Dieses Buch lässt mich ratlos zurück. Nicht, weil es schlecht wäre, das auf keinen Fall. Marie Hermanson schreibt wunderbar flüssig und kann mit Worten Bilder malen, die im Gedächtnis bleiben. Aber sie schaffte es einfach nicht, mein Interesse an der Geschichte und den handelnden Personen bis zum Schluß wach zu halten.
Jetzt, wo ich es nach mehreren Ansätzen doch noch geschafft habe, das Buch zu Ende zu lesen, frage ich mich: Was wollte die Autorin eigentlich? Einen Krimi schreiben, in dem Albert Einstein beinahe ermordet worden wäre? Einen Gesellschaftsroman, in dem eine junge Frau lernt, auf eigenen Füßen zu stehen und ein armer Waisenjunge den besten Sommer seines Lebens erlebt? Oder einen geschichtlichen Rückblick auf die Jubiläumsausstellung von 1923 in Göteborg, während der der berühmte Nobelpreisträger zufällig einen Vortrag hielt und der Antisemitismus immer bedrohlichere Ausmaße annahm? Nichts davon wird richtig ausgearbeitet, alles nur halbherzig in Szene gesetzt, da helfen auch die wechselnden Perspektiven nichts.
Vielleicht bin ich auch nur enttäuscht, weil das Buch nicht das hält, was das Cover und der Klappentext versprechen: eine beschwingte Geschichte, die etwas von der Aufbruchsstimmung der damaligen Zeit spüren lässt. Denn wenn sie eins nicht ist, dann „ein leichtes, stimmungsvolles Abenteuer – und eine rasante Karussellfahrt durch das Göteborg der zwanziger Jahre“.
Wobei mir noch einfällt: könnte irgendjemand der Illustrations-Abteilung des Insel-Verlags für das Titelbild bitte mal kräftig auf die Finger klopfen? Mädchen, die in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit Shorts und Sneakers bekleidet in einem Kettenkarussell sitzen? Also wirklich!