Der große Blender

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murksy Avatar

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Fitzgerald wird vor allem durch den großen Gatsby in Erinnerung bleiben. Jüngere Leser kennen ihn vermutlich gar nicht. Ob dieses Buch geeignet ist, ihm und seinem Werk näher zu kommen, muss jeder selbst entscheiden. Der Stil des Romanes wirkt durch seine Gegenwartserzählweise authentisch und die Autorin gibt auch im Quellenverzeichnis an, woraus sie ihr Wissen bezieht. Ob Fitzgerald wirklich so seine Tage verbracht hat, getrieben war von Geltungssucht und dem Neid auf seine Konkurrenten, läßt sich nur vermuten. Das Buch gibt auf jeden Fall das leichte Leben an der Cote d'azur wieder. Die Dekandenz und Beschwingtheit, das nach außen lässige Leben einer Gesellschaft, die es sich manchmal zu einfach macht, wenn sie in ihren Romanen über andere urteilt. Fitzgerald wird als großes Kind dargestellt, teilweise auf einem selbstzerstörerischen Egotrip, der sogar seine besten Freunde vergrault. Doch hinter der Fassade steckt ein zweifelnder unreifer Mann, der Anerkennung will und tief in sich weiß, dass sein schriftstellerischer Erfolg nicht im Verhältnis zu seinen eher begrenzten Fähigkeiten steht. Geld wird zum sinnstiftenden Lebenselixier. Solange Parties gegeben werden können, die Vorauszahlungen auf den nächsten großen Roman fließen, scheint alles in Ordnung. Doch Hemingway ist nur einer der Neidfaktoren, die an dem Selbstvertrauen des getriebenen Fitzgerald nagen. Er pendelt zwischen Anbetung und Verachtung für den Frauentypen und welterfahrenen Hemingway. Gönnt ihm den Erfolg genauso, wie er ihn neidet. Doch auch seine Frau ist auf einem manischen Lebenstrip, der sich auch mit noch so viel Champagner und Luxusflair nicht überdecken läßt. Im wahrsten Sinne des Wortes steigt ihnen der Erfolg zu Kopf. Das schöne Nichtstun wird zur Qual, eine sinnbefreite Existenz, die nur von der Familie zusammengehalten wird, reicht nicht aus, um ein glückliches Leben zu führen. So erscheint Fitzgerald letzendlich wie eine Romanfigur seiner eigenen Welt, übersättigt, gelangweilt und haltlos. Wenn das viele Geld nicht wäre, würde das Wort Tunichtgut dem Charakter treffen. Das Buch zeichnet eine traurige Figur, dessen Scherze nicht witzig sind und der ohne seinen Erfolg längst eine verlorene Seele wäre. Eine durchaus interessante Betrachtungsweise auf Fitzgerald, wenn auch das Buch zu kurz ist, um eine wirkliche Charakterstudie sein zu können. Es bleibt ein kurzer Ausflug in die Literaturgeschichte und, das muss erwähnt sein, den hohen Verkaufspreis nicht rechtfertigt.