Ein „leises Buch“

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Es gibt Bücher, für die man evtl. geschaffen sein muss, um sie zu mögen. „Der späte Ruhm der Mrs. Quinn“ dürfte ein solches sein. Warum?

Nun, die Handlung ist überschaubar: Nach einem unspektakulären Leben an der Seite ihres Mannes Bernard tritt die fast 80-jährige Jennifer Quinn erstmalig mit ihren Rezepten ins Rampenlicht, indem sie sich bei einer Backshow bewirbt. Doch das verheimlicht sie ihrem Mann – und das nicht von ungefähr …

Mehr sei zur Handlung nicht gesagt, denn um die geht es in diesem Buch letztlich nicht. Vielmehr geht es vorwiegend um 3 „Themen“: Leidenschaft, Beziehung, Schreibstil. Das erste „Thema“ manifestiert sich in Jennifers Leidenschaft fürs Backen, getragen von zahlreichen Familienrezepten (hier kommt noch Tradition rein). Weil sie die nicht an Kinder weitergeben kann, will sie das anders „lösen“ (so kommt das Thema Alter, Auseinandersetzung mit einem näher rückenden Lebensende rein), nämlich durch die Backshow. Die „Moral“ ist klar und einfach: Was dich wirklich ausmacht, wird sich irgendwann in deinem Leben Bahn brechen. Das zweite „Thema“ Beziehung ist die Ehe der Quinns, liebevoll und erfüllend bzw. eben auch nicht, da ist eine Lücke bei Jennifer, ein „dunkler Fleck“ (worum es geht, sei nicht verraten) und auch der bricht sich irgendwann Bahn. Bleibt der Schreibstil der Autorin. Der ist schlicht besonders. Mit dem Satz „Es war ein grauer Winternachmittag, und sie hatte sich die unbedeutende, aber befriedigende Aufgabe gestellt, englischen Teekuchen zu backen.“ hatte Olivia Ford mich. Genau so funktioniert die Geschichte und das Leben der Protagonisten und so in etwa ist auch der Schreibstil im Gesamten. Wenn man das nicht mag, wird einem das Buch keine Freude bereiten. Auch wer sich nicht fürs Backen interessiert, wird dem Buch Längen „unterstellen“, denn Jennifers Leben bzw. Ehe und das Backen weisen Parallelen auf, um im Bild zu bleiben: Die Backshow ist die Hefe, die Bewegung reinbringt. Das alles ist garniert mit einer Art Guss von Beschreibungen beinah kurioser Geschehnisse bei der Fernsehproduktion, britisch (aber subtil, nicht albern). Mich hat das Buch einfach „erwischt“, ich mochte die Figuren, die Erzählweise; ahne aber, dass das bei zahlreichen Lesern nicht der Fall sein könnte, denn es ist ein „leises Buch“.