Der echte Faust? (Hörbuchrezension)

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Jeder kennt Faust, meistens natürlich von Goethe, meist weiß man auch, dass dieser Faust keine reine Fiktion ist. In "Der Spielmann" hat sich Oliver Pötzsch auf die Suche nach dem echten Faust gemacht. Auch "Der Spielmann" ist natürlich Fiktion, denn so viel weiß man sicher auch nicht über den echten Faust, aber Pötzsch kommt dem echten Faust sicher viel näher als Goethe es tat oder auch wollte.

Ich habe das Hörbuch von "Der Spielmann", gelesen von Tobias Kluckert, in 2 mp3-CDs in einer gekürzten Version gehört. Erschienen ist "Der Spielmann" im HörbuchHamburg Verlag.

Zum Inhalt: Schon als kleiner Junge fühlt sich Johann Georg Faustus zu einem fahrenden Gaukler hingezogen. Johann ist das ungeliebte Kind in der Familie, und die Mutter deutet mehrmals an, dass der Junge etwas ganz Besonderes ist; er ist cleverer als die anderen Brüder, wenn auch schmächtiger und für harte Hofarbeit wenig geeignet. Oft wird Faustus - heute würde man sagen - gemobbt. Als seine Mutter stirbt, hat der Junge keine Zukunft in seiner Familie mehr und schließt sich dem Gaukler an. Aber ist dieser vielleicht verantwortlich für die vielen Kinder, die immer wieder in den Wäldern verschwinden?

Pötzsch schafft es, eine mystische, dunkle Atmosphäre zu schaffen. Der Leser begleitet den jungen Faustus auf der Reise durch Europa. Nach vielen Stationen muss er immer wieder fliehen, immer wieder weiterziehen.

Fazit: Das Hörbuch hat schon eine stolze Länge, aber ich bin froh, dass es etwas gekürzt ist. Ich denke, dass mir die Geschichte um Faustus sonst doch zu lang geworden wäre, vor allem beim Lesen. So kann man sich aber gut in die mystische Reise des Faustus einfinden und ganz im Hörbuch aufgehen. Der Sprecher liest gut, aber relativ neutral, und das passt hier gut. "Der Spielmann" hört sich gut, den zweiten Teil würde ich auch gern hören, aber es ist kein absolutes Muss. Ich würde dem Hörbuch ca. 4,5 Sterne geben.