Historischer Schmöker vom Feinsten

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rinoa Avatar

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In seinem neuen historischen Roman „Der Spielmann“ lässt Oliver Pötzsch Johann Georg Faust wieder lebendig werden, der Ende des 15. Jahrhunderts wahrscheinlich in Knittlingen geboren wurde und sich seinen Lebensunterhalt als wandernder Wunderheiler, Alchemist, Magier, Astrologe und Wahrsager verdiente. Sein Leben gilt als Vorlage für die Faust-Werke von Johann Wolfgang von Goethe. Ansonsten ist aus historischen Überlieferungen eher wenig über Fausts Leben bekannt, was von Oliver Pötzsch hervorragend genutzt wird, die Lücken zu füllen und Neues hinzu zu dichten.

Der Leser lernt Johann Georg Faustus – Faustus, was „der Glückliche“ bedeutet, wurde Johann von seiner Mutter genannt – als achtjährigen Knaben kennen, der fasziniert die Gaukler und Spielleute betrachtet, die zum alljährlichen Simonis-Judae-Tag nach Knittlingen kommen. Schon damals ist er fasziniert von dem bunten Treiben, den Possen und Zaubereien. Später begleitet man Faustus quer durch das Deutsche Reich und sogar bis nach Venedig. Auf seinem Weg lauern zahlreiche Gefahren und Prüfungen, und vielleicht hat sogar der Teufel selbst seine Hände im Spiel...

Dank des sehr flüssig und angenehm zu lesenden Schreibstils konnte ich richtig in die historische Welt abtauchen und alles um mich herum vergessen. Dem Autor gelingt es scheinbar mühelos, die Entwicklungen und berühmten Persönlichkeiten dieser Zeit, wie zum Beispiel Leonardo Da Vinci, in die Handlung einfließen zu lassen, ohne ihnen dabei zu viel Raum zu geben oder dozierend zu wirken.

Auch wenn das „Werk“ insgesamt fast 800 Seiten umfasst, gab es für mich keine Längen in der Geschichte, vielmehr hat jede Entwicklung und jede Station ihre Berechtigung und ist mit der nötigen, aber nicht ausschweifenden Ausführlichkeit beschrieben.

Besonders gut hat mir auch gefallen, dass Oliver Pötzsch am Ende zum einen die historische Person des (wahren) Johann Georg Faust kurz umschreibt und wieso er sich gerade ihn für sein Buch ausgesucht hat, zum anderen gibt es noch eine Art „Reiseführer“ mit allen Orten, die Faustus im Buch bereist und dortigen Sehenswürdigkeiten und Tipps.

Von mir eine klare Leseempfehlung, vor allem Fans von historischen Romanen kommen hier voll auf ihre Kosten. Ich freue mich schon sehr auf den Nachfolgeband, den ich definitiv auch lesen werde.