Über dunkle Mächte

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„Der Spielmann“ von Oliver Pötzsch ist ein mittelalterlicher Roman, der die Lebensgeschichte von Faust in unterhaltsamer Form erzählt. Eine Geschichte über dunkle Mächte und das Böse.

Schon der erste Satz „Im Herbst, als die Kinder verschwanden, kamen die Gaukler in die Stadt“ hat mich sehr neugierig gemacht. Ich habe bereits sehr gerne die „Henkerstochter-Reihe“ und „Die Burg der Könige“ von Oliver Pötzsch gelesen und liebe seinen bildgewaltigen und farbenprächtigen Schreibstil, der die Atmosphäre des Mittelalters wunderbar aufleben lässt. Deshalb war ich auch schnell von „Der Spielmann“ gefesselt und mochte den kleinen Johann Georg (oder Faustus, wie ihn seine Mutter liebevoll nennt) und seine Freundin Margarethe sehr gerne. Außer Margarethe hat der kleingewachsene Johann keine Freunde, denn statt mit den anderen Jungen zu raufen, ist er wissbegierig, lernt und liest lieber.
Die Geschichte liest sich flüssig, teilweise sehr spannend und mystisch, und immer düster. Besonders die beschwerliche Reise von Bayern über die Alpenpässe nach Italien und die bildhaften Beschreibungen vom alten Venedig, haben mir sehr gut gefallen. Aber auch die deutschen Städte beschreibt Pötzsch sehr authentisch.
Leider konnte mich trotz des tollen Schreibstils die Handlung nicht komplett fesseln. Etwa in der Mitte des Buches ließ die Spannung eine ganze Weile nach, bis sie - nach einem Zeitsprung von 13 Jahren - endlich wieder mehr Fahrt aufnahm.
Faustus heißt "der Glückliche“, doch Johann hat kaum Glück in seinem Leben (in diesem Buch jedenfalls, es wird noch eine Fortsetzung geben) und seit der seinem Pakt mit dem düsteren Magier Tonio del Moravia, entwickelt sich der kleine, aufgeweckte Junge zu einem grüblerischen, unzufriedenen und oft jähzornigen Mann. Zudem wird er wird vom Pech und Unheil verfolgt und auch wenn er mir oft leid tat, wurde er mir von Seite zu Seite unsympathischer.
Ingesamt vergebe ich 3 1/2 Sterne.