Fragmente eines Sprengmeister-Lebens

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nadines_buecher Avatar

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Wie ein Puzzle ist Henning Mankells Werk über Sprengmeister Oskar, der Anfang des letzten Jahrhunderts einen schweren Unfall überlebte, aufgebaut. Fragmenthaft wie die Splitter nach einer Sprengung, in Teilen zurückgelassen wie Oskar selbst nach seinem Unfall - eine abgerissene Hand, ein zerstörtes Auge, der Unterleib durchbohrt -, so präsentiert der Erzähler, der Oskar in seiner Saunahütte, in der er Frühling und Sommer verbringt, besucht um über ihn und seinen Unfall zu erfahren, das, was er von Oskar in Bruchstücken und scheinbar zusammenhanglos erzählt bekommt. In welchem Verhältnis der Erzähler zu Oskar steht, wer er ist, welchen Beruf er hat, erfahren wir zunächst nicht. Als Sprengmeister ist Oskar nicht reich geworden, die Kluft zwischen arm und reich wird deutlich gemacht in der Erzählung von Oskars und Ellys Spaziergang, durch Oskars Gedanken über die Reichen, die den Armen sogar die Sonne nehmen durch ihre großen Häuser und das rüpelhafte Verhalten und die geplante Vergewaltigung Ellys durch den ihnen begegnenden Sohn der Herrschaften, für die Elly arbeitet. Was Oskar bewogen hat, nach seinem Unfall wieder in seinen Beruf zurückzukehren, wissen wir nicht. Was Elly dazu bewogen hat, ihre Heimat zu verlassen, lässt sich jedoch erahnen. Aus welchen Gründen sich ihre jüngere Schwester erbarmte, Oskar zu heiraten, haben wir ebenfalls noch nicht erfahren. Es gibt also noch einige Teile, die es sich zusammenzusetzen lohnt, um Oskars Leben nachvollziehen zu können und um dem Erzähler weiter auf die Spur zu kommen. Sicher keine leichte Lektüre, jedoch kitzelt die Schreibweise das Gehirn, fordert zum Finden der fehlenden Puzzlestücke auf.
Das Cover des Buchs lässt die Einsamkeit, aber auch die Schönheit der Frühlinge und Sommer in völliger Ruhe und Abgeschiedenheit in Oskars karger Saunahütte erahnen.