Wer fragt: Muss so ein Buch sein? Sollte zuerst lieber fragen: Muss so eine Gesellschaft sein?

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writereadpassion Avatar

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Das Cover ist ganz typisch nach dem Diogenes-Verlag gehalten; klassisch und unauffällig. Oder eben nicht, denn das hier ist gar nicht unauffällig - es reiht sich eher unter der Kategorie Auffällig Unauffällig ein! Wunderbar gelungen! Sehr poetisch und ein Blickfang dazu! Das Grün ist sicher auch sorgsam gewählt - im Bezug auf die Bedeutung der Farbe als Hoffnung ... dazu ist es auch noch leicht verzerrt, was die Erkrankung an Depressionen sehr gut beschreibt. Die Zeichnung erinnert mich wirklich an Edvard Munch's 🖼️ DER SCHREI (eines meiner Lieblingskunstbilder seit der Grundschule!) - ich kann es nicht erklären, es weckt einfach diese Assoziation in mir. Der Titel passt perfekt zur Geschichte und muss nicht näher erläutert werden.

Der Prolog ist mit nur zwei Säten erzählt; der zweite mehrere Zeilen lang. Sehr ungewöhnlich und auch nachdenklich geschrieben ... solche Werke wecken meine Aufmerksamkeit. Der Schreibstil ist angenehm, trotz des geschichtlichen Anspruchs. Nachdenkliche Erzählart, die auf mich poetisch wie das Cover rüberkommt. Es werden viele Perspektiven verschiedener Charaktere eingebracht, die sich unscheinbar ineinander verwirren. Die Zusammenhänge der Einzelnen lässt sich aus der Leseprobe nicht herauslesen, dafür muss man einfach das Ganze Buch lesen, da die ganzen Auswirkungen und Verbindungen erst am Ende deutlich werden. Somit zieht sich auch die Erzählung, es sind ja auch viele Personen, deren Geschichte erzählt werden soll, um sie zu verknüpfen. Hier braucht man also einen langen Atem.

📖 Eigentlich springt sie nicht, sie macht einen Schritt ins Leere, setzt den Fuß in die Luft und lässt sich fallen, mit offenen Augen lässt sie sich fallen, will alles sehen auf dem Weg nach unten, alles sehen und hören und fühlen und riechen, denn sie wird nur einmal so fallen, und sie will, dass es sich lohnt ... 📖
(Seite 9)

Ein Suizid schockiert immer und macht immer neugierig auf die Gründe. Das Buch sollte man auf jeden Fall nur lesen, wenn man sich das auch zutraut, schließlich geht es um das ernste Thema Suizid mit Anhang Depressionen. Ein Buch, dass nicht nur literarisch ein Schatz ist, sondern auch benötigtes Gesellschaftsbuch! Manchmal bleibt einfach nur der Sprung raus!


(P.S.: Was sollen die Fragen nach dem Sprung à la "Springt sie oder nicht?" und "War es Selbstmord?" in den Leseeindrücken??? Im Klappentext wie auch im Prolog steht doch, dass sie springt!!! Das ist doch die Ausgangsthematik! 🙄🙄🙄 Ganz klar nicht verstanden!)