Ein Albtraum!

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zoe2018 Avatar

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Suzanne Perry hat einen Albtraum: jemand ist in ihr Schlafzimmer eingedrungen und berührt sie, während sie sich nicht bewegen kann. Doch die Erleichterung nach dem Erwachen hält nicht lange an: als Suzanne die Vorhänge ihres Schlafzimmerfensters öffnet, klebt dort ein Foto, das sie schlafend zeigt. Und darunter die Worte „Ich wache über Dich“. Ihr Albtraum ist also nicht vorüber, sondern hat gerade erst begonnen.

In einem anderen Handlungsstrang hat Detective Inspector Phil Brennan, dem Leser bereits bekannt aus dem 1. Band „Entrissen“, einen grausamen Mord zu bearbeiten: die Leiche einer jungen Frau wurde entsetzlich verstümmelt auf einem alten Feuerschiff aufgefunden. Der Zustand des Opfers lässt auf einen sexuell motivierten Täter schließen.

Anschließend gibt es ein Wiedersehen mit der sympathischen Profilerin Marina Esposito, sie ist die Lebensgefährtin von Phil und scheint nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Josephina in einer Krise zu stecken. Aufgrund dessen stellt DCI Ben Fenwick Fiona Welch ein, die sofort auf Ablehnung und Misstrauen stößt.

Weitere Frauen verschwinden, Leichen werden gefunden und Phil tappt immer noch im Dunkeln. Mehrere Tatverdächtige geraten in das Visier der Ermittler, aber sind sie wirklich auf der richtigen Spur? Eine wahrhaft mörderische Katz und Maus Jagd beginnt, bei der schnell klar wird, dass die menschlichen Abgründe noch viel tiefer gehen, als zu Anfang befürchtet.

Der Erzählstil von **Tania Carver** ist wieder einfach und flüssig. Sie spielt auch in ihrem neuen Roman mit der Angst ihrer Leserinnen. Hierbei hält sie den Spannungsbogen konstant aufrecht, lässt ihn aber durch die Schilderung der privaten Probleme zwischen Phil und Marina abschwächen, nur um stärker durchzustarten. So schafft es die Autorin, den Leser in die Irre zu führen und bis zum Schluss nichts zu verraten.

Auch die Schauplätze finde ich sehr gut und vor allem interessant gewählt: düster und beklemmend die Tatorte, hektisch und chaotisch der Ermittlungsraum, einfach zum Wohlfühlen dagegen die Wohnungen der Opfer. Und genau dort haust das Grauen.

Der Leser überlegt, wie _ **Der Stalker** _ - eigentlich mehr ein Creeper, wie auch der Originaltitel lautet - sich Zugang zu den Wohnungen verschaffen konnte und übersieht schnell das Offensichtliche, genau wie die Polizei. Das Buch ist in sehr viele Kapitel gegliedert, was das Lesen angenehm macht und dem Werk Struktur verleiht. Insbesondere, weil sehr viele Handlungsstränge ineinander greifen.

Ihre Protagonisten schildert Tania Carver authentisch und lebensnah. Gerade durch die Ehekrise zwischen dem sympathischen Ermittler Phil und der Profilerin Marina erfährt das Buch einen angenehmen Tiefgang. Die Geschichte knüpft handlungsmäßig nahtlos an ihr erstes Werk an und man sollte es zuvor gelesen haben.

Schade fand ich, dass alle Personen Probleme mit sich herumtragen, dadurch einförmig wirken und sich nicht voneinander abheben. Enttäuscht war ich auch von den psychologischen Ermittlungsansätzen. Sie werden sehr interessant geschildert, verlieren sich dann aber in einer Oberflächlichkeit, die einige Handlungen nicht nachvollziehbar erscheinen lassen.
 
Fazit: Ein solider Thriller, welcher auf weitere Fortsetzungen mit Phil und Marina hoffen lässt.