Höchste Spannung auf engstem Raum

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mauchri Avatar

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Ein raffinierter Kriminalroman mit psychologischem Tiefgang und originellem Setting

Der Roman Stau überzeugt mit einem ebenso bewährten wie wirkungsvollen erzählerischen Kniff: dem sogenannten "Locked-Room"-Prinzip. In diesem Fall ist es jedoch kein klassischer Raum, sondern ein Abschnitt der Autobahn, auf dem nichts mehr geht, ein Ort, den niemand verlassen kann. Die Leiche, die Zeugen, der Täter: alle sind gefangen im zähflüssigen Stillstand, eingeschlossen zwischen Lichthupe und Leitplanke.

Im Zentrum steht Kommissarin Belinda, die gerade aus dem Urlaub zurückkehrt, erschöpft, gedanklich bereits auf dem Weg in den Vorruhestand. Doch als sie im Stau strandet und zufällig auf einen Mordfall stößt, kann sie nicht anders, als sich erneut von ihrem kriminalistischen Instinkt leiten zu lassen. Ohne Uniform, ohne offizielle Autorität, aber mit ungebrochenem Scharfsinn übernimmt sie die Ermittlungen zunächst gegen den Widerstand der Umstehenden, dann zunehmend mit deren Unterstützung.

Die Autorin versteht es meisterhaft, die beklemmende Kulisse zu nutzen, um ein vielschichtiges Gesellschaftspanorama zu entwerfen. In den einzelnen Fahrzeugen, die wie kleine Inseln nebeneinander stehen, entfalten sich nach und nach die Geschichten ihrer Insassen. Jeder von ihnen trägt ein Geheimnis mit sich, jede Figur ist sorgfältig ausgearbeitet und verleiht dem Roman Tiefe und Farbe.

Stau ist ein psychologisch dichter, atmosphärisch klug konstruierter Kriminalroman, der nicht nur durch die Spannung fesselt, sondern auch durch die originelle Erzählidee. Ein intelligentes, packendes Leseerlebnis.