Guter Start

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bookworld91 Avatar

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Der Krimi „Der Strand“ von Karen Sander handelt um das mysteriöse Verschwinden einer jungen Gehörlosen Blumenverkäuferin.

Niemand kann sich so recht erklären, was mit Lilli Sternberg passiert ist. Es geht um kryptische Botschaften, die Lilli angeblich hinterlassen hat; um Geheimnisse in ihren Freundeskreis und um Verschwörungen. Was auch immer passiert ist- niemand ist so unschuldig, wie es scheint. Aber gerade das finde ich unfassbar spannend. Immer wieder gibt es neue Theorien, neue Ermittlungsansätze und neue Vermutungen. Daher bleibt der Spannungsbogen stets hoch und der Roman unterhaltsam.
Das Geschehen wird durch die Sprache unterstrichen. Die Sprache ist alltagsnah und authentisch, aber auch immer wieder sehr bedacht und mit Vorsicht gewählt. Ich kann gut nachvollziehen, warum manche Formulierungen vage ausfallen und vieles einstudiert wirkt. Eine Sache vermisse ich in Verbindung mit Sprache allerdings schon- Gebärden.
Im Krimi wird an diversen Stellen angesprochen, dass Lilli DGS (deutsche Gebärdensprache) beherrscht hat. Ebenso wird ihre Schule erwähnt, wo es weitere Gehörlose gab. Da mir bewusst ist, wie gut Gehörlose vernetzt sein können, wundere ich mich, warum in Lillis Fall niemand auftaucht, der durch Gebärden (oder missverstandene Gebärden) einen entscheidenden Hinweis gibt? Oder jemand, der noch einen Tipp hat, den niemand deuten kann? Das ist meckern auf sehr hohen Niveau, ich hätte mir jedoch- speziell für alle Gehörlosen in der Gesellschaft- gewünscht, dass diesen Faktor mehr Bedeutung eingeräumt wurden wäre. Sonst ist der Krimi gut gelungen.