Exzellenter Erzählstil

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liesleise Avatar

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Tana French: Der Sucher
Als Cal aus der Hintertür tritt, haben die Krähen gerade Beute gemacht. Mit dieser ersten Zeile beginnt „Der Sucher“.
Auf Tana French ist Verlass, auch in diesem Roman schmeichelt, streichelt, hüpft und hackt, schmeckt und riecht ihre Sprache, ich fühle mich als Leserin hineingetragen.
Wenn man in einem Hunsrückdorf aufgewachsen ist, weiß man um die nicht ausgesprochenen Dinge des Ortes, die Fehltritte der Menschen, und selbstverständlich die Bedeutung der zwei zentralsten Plätze von der nonverbalen Kommunikation, der üblen Nachrede bis zum täglichen Tratsch und Klatsch: Der Dorfladen und die Kneipe.
Cals sensibler Umgang mit Trey, dem Kind, seine Zurückhaltung als Zugezogener im Dorf, seine eigene innere Zerrissenheit und sein beharrliches Analysieren und Weitergehen, ist für einen amerikanischen Ex-Cop vielleicht so irisch, dass ich glaube, Frank McCourt ist als Cal Hooper nun 25 Jahre später zurückgekommen. (Frank McCourts irische Erinnerungen in „Die Asche meiner Mutter“ (1996) enden mit seiner Überfahrt nach Amerika.)
Diese hervorragende Geschichte, in der das Menscheln in nicht erfüllbaren Träumen und eng begrenzten Möglichkeiten Maßstäbe setzt. In absoluter Weite der Natur, in Idylle und Schönheit, arbeitet Cal sein suchen und finden symbolisch in die Restauration einer Kommode/Sekretär ein. Besser könnte kein Geheimnis aufbewahrt werden.
Ein Roman voller Spannung und so geheimnisvoll, dass die latent mitschwingenden Kriminalitätsdelikte einen Sog erzeugen, dem ich mich nicht entziehen konnte.
Von mir eine klare Leseempfehlung! Exzellenter Erzählstil, steigende Spannung und erstaunliche Auflösung. Verraten kann ich, dass Cal Hooper nicht Frank McCourt ist, aber es hätte sein können.